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„The Revenge of Alice Cooper“ und die Rückkehr der Originalband – eine Zeitreise mit Stil!

Alice Cooper the revenge 2025

Manchmal gibt es Ankündigungen, die muss man erst mal sacken lassen. ALICE COOPER bringt nach über 50 Jahren ein neues Studioalbum namens „The Revenge“ mit seiner Originalbesetzung heraus. Ja, richtig gehört – mit der Band, die in den 70ern die Welt mit Schock, Glam und einer ganz eigenen Definition von Rockmusik auf den Kopf stellte. Für langjährige Fans wie mich fühlt sich diese Nachricht fast unwirklich an. Eine kleine Sensation in einer Zeit, in der so vieles kommt und geht, aber nur noch weniges wirklich überrascht.

Meine persönliche Reise mit Alice Cooper begann Anfang der 1990er mit dem Album Hey Stoopid. Da war er für mich schon eine Legende, ein Mythos fast, irgendwo zwischen Horrorfilm, Rock’n’Roll und Rebellion. Ich war sofort angefixt. Seither habe ich seine Karriere verfolgt, ihn live gesehen, ihn fotografiert, die Phasen zwischen Hardrock, Metal, Glam und Konzeptkunst erlebt.

Alice Cooper war noch nie der Typ, der stillsitzt. Wenn er nicht gerade mit seiner Band oder den Hollywood Vampires auf Tour ist oder neue Musik aufnimmt, verbringt er seine Zeit auf dem Golfplatz – bevorzugt in der Nähe der besten Greens. Auch seine Tourstopps wählt er gerne danach aus. Unkonventionell, aber durch und durch sympathisch.

Dass Alice Cooper nun gemeinsam mit Dennis Dunaway, Neal Smith und Michael Bruce ein neues Kapitel aufschlägt, ist weit mehr als ein nostalgischer Gag. Auch der verstorbene Glen Buxton ist dank moderner Studiotechnik auf dem Album zu hören – kein technischer Selbstzweck, sondern ein emotionaler Tribut mit Gänsehautmomenten.

Rebellion, Wahnsinn und ein Hauch Melancholie

Musikalisch macht das Album keine Umwege – hier regiert geradliniger Rock ohne weichgespülte Kompromisse. „Black Mamba„, die erste Vorabsingle, schlägt düstere Töne an und entfaltet ihre Wirkung erst nach mehreren Durchläufen – dann aber mit umso mehr Nachdruck und eigener Dynamik. Wild Ones“ als zweite Single, zündet dafür sofort: rebellisch, eingängig, kompromisslos. Ein Song, der sich direkt im Ohr festsetzt und die Energie vergangener Tage mit überraschender Frische auflädt. Überhaupt zieht sich ein deutlicher 70s-Vibe durch das gesamte Album. Nicht als Gimmick oder bloße Retro-Verkleidung, sondern als ernst gemeinte Hommage an eine Ära, in der Alice Cooper das Spiel mit Tabus, Theatralik und musikalischer Grenzüberschreitung perfektionierte.

Es sind nicht nur die Sounds, die Erinnerungen wachrufen, sondern auch die Themen. „Kill The Flys“ etwa: Cooper singt mit seinem gewohnten Hang zum Makabren über das Leben in einer Anstalt und darüber, dass er am liebsten nur noch Fliegen töten will. Grotesk? Sicher. Aber gleichzeitig so typisch Cooper, dass man fast schmunzeln muss. Und auch „One Night Stand schlägt in diese Kerbe – ein Track, der genauso gut 1974 aufgenommen worden sein könnte. Diese Songs machen klar: Die Band muss sich nicht neu erfinden – sie ist einfach wieder da, genau wie sie ist. Und das reicht vollkommen.

Ein Stück wie „Blood On The Sun überrascht dann mit einem ernsteren Ton. Keine direkte politische Aussage, aber doch ein Blick auf das Weltgeschehen, der zwischen den Zeilen wirkt. Alice Cooper war nie ein politischer Künstler im klassischen Sinne, aber er war immer jemand, der auf seine eigene Art Stellung bezogen hat. Und genau das passiert hier. Subtil, aber spürbar.

Die Mitte des Albums zieht sich etwas, was weniger an der Qualität der Songs liegt, sondern vielmehr an ihrer Ähnlichkeit. Die Stücke greifen ineinander, manchmal zu glatt, manchmal etwas zu sehr in derselben Tonart. Aber wer sich die Zeit nimmt, entdeckt zwischen den Zeilen liebevolle Details und gut versteckte Spielereien. What Happens To You“ klingt fast wie eine Zeitreise in die 50er – Rock’n’Roll, langsam gekocht, mit einem Schuss Drama. Und es funktioniert. Weil es sich ehrlich anfühlt.

Ein würdevoller Schlussakkord

Ganz besonders hervorheben muss man See You On The Other Side – ein berührender, fast zärtlicher Song, der sehr gut Glen Buxton gewidmet sein könnte. Ob das tatsächlich so ist, bleibt offen, aber die Atmosphäre des Stücks spricht für sich. Sanfter als vieles andere auf dem Album, aber vielleicht gerade deshalb so stark. Es ist ein schöner Abschluss, der dem ganzen Werk eine emotionale Tiefe verleiht, die man nicht unbedingt erwartet hätte.

Wer zur Vinyl-Edition greift, bekommt zusätzlich zwei Bonustracks: „Return Of The Spiders“, ursprünglich aus dem Jahr 1970, und „Titanic Overunderture“. Beide erweitern das ohnehin schon starke Album um ein weiteres nostalgisches Kapitel. Nicht zwingend notwendig – aber eine schöne Geste für Sammler und Hardcore-Fans.

Und so bleibt am Ende der Eindruck: Dieses Album ist mehr als nur eine Reunion. Es ist ein Statement. Ein musikalisches „Wir sind noch da“ – und zwar nicht als Karikatur ihrer selbst, sondern als lebendige, kreative Einheit. Alice Cooper und seine Originalband liefern ein Werk ab, das klingt, als wären keine Jahrzehnte vergangen. Mal rau, mal verspielt, mal sentimental – aber immer mit diesem einzigartigen, dunklen Glanz, der seit jeher nur einem gehört: Alice Cooper.

„The Revenge Of Alice Cooper“-Tracklist:

1. Black Mamba
2. Wild Ones
3. Up All Night
4. Kill The Flies
5. One Night Stand
6. Blood On The Sun
7. Crap That Gets In The Way Of Your Dreams
8. Famous Face
9. Money Screams
10. What A Syd
11. Inter Galactic Vagabond Blues
12. What Happened To You
13. I Ain’t Done Wrong
14. See You On The Other Side
15. Return Of The Spiders 2025 (Bonustrack)
16. Titanic Overunderture (Bonustrack)

Alice Cooper the revenge 2025
Alice Cooper / The Revenge
Fazit:

Mit seinem neuen Album „The Revenge“ in Originalbesetzung gelingt Alice Cooper nicht weniger als eine stilvolle Rückkehr zu den Wurzeln, ohne dabei in der Vergangenheit stecken zu bleiben. Statt bloßer Nostalgie liefert der Godfather of Shock Rock ein Werk, das zeitlos klingt und dennoch tief in der DNA der 70er verwurzelt ist. „Wild Ones“ ragt als rebellischer Höhepunkt heraus, während Songs wie „Kill The Flys“ oder „See You On The Other Side“ beweisen, dass Cooper auch 2025 noch Geschichten erzählen kann, die unter die Haut gehen. Es ist kein lauter Triumph, sondern ein leiser Beweis dafür, dass Größe nicht vergehen muss – sie kann reifen.
8,5 von 10 Punkten. Und eine klare Empfehlung: Holt euch die Platte – so viel echten Alice Cooper gab’s lange nicht mehr.
8.5
8,5
8.5

Paranoyd Check

Alice Cooper the revenge 2025
Credit Jenny Risher
Marc Blessing – Fotograf, Redakteur & Webmaster des Paranoyd Magazins. Hausfotograf im LKA Longhorn Stuttgart und für IMAGO im Einsatz.

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