Dass es in Deutschland eine Menge gut gemachte und harte Musik gibt, das dürfte dem geneigtem Zuhörer schon lange klar sein. Ein weiterer Vertreter sind die Jungs der Karlsruher Blackened-Death/Doom Band GREH. Gegründet in 2022, haben sie bereits mit der EP Age of Resentment im Gründungsjahr, sowie der EP Reversion of the Repressed in 2023 auf sich aufmerksam gemacht. Nun wurde es Zeit für den Debüt Longplayer der Band: Dysphoric Devotion erscheint heute am 15.01.25 über Fetzner Death Records.
Die ersten drei Singles des neuen Machwerkes Thy Breath Not Mine, Illusional Cenotaph und Chained Thoughts wurden bereits 2024 veröffentlicht und geben einen kleinen Eindruck von dem, was uns hier erwarten wird. Das Album Dysphoric Devotion ist eine musikalische Reise durch ein dunkles Universum, in dem sich Licht und Schatten ständig abwechseln. Das Ergebnis ist eine Klangwelt, die sowohl von roher Gewalt, als auch von intensiver Wut geprägt ist. Die Musik ist ein Spiegelbild der menschlichen Existenz: voller Widersprüche, Abgründe und einer unbändigen Sehnsucht nach Erlösung. Taucht ein in kraftvolle Death-Metal-Riffs, die auf atmosphärische Doom-Passagen prallen, während verzerrte Gitarrenwände, ein dröhnendes Schlagzeug, sowie dunkler Gesang eine beklemmende Atmosphäre erzeugen, die sicher noch lange nachhallen wird. Lasst uns nun gemeinsam einsteigen, in die Klangwelt und das Debüt von GREH.
Eintritt in eine andere Welt
Wir starten in den Longplayer mit dem Opener Chained Thoughts. Dem Namen entsprechend, sind die ersten Töne, die an unser Ohr gelangen, rasselnde Ketten, die über den Boden schleifen. Darüber legt sich ein schweres und doomiges Riff und gibt dem Namen des Songs noch mehr Gewicht, denn wie oft fühlen sich auch unsere Gedanken an, als wären sie in schwere Ketten gehüllt. Dann setzen die Vocals ein, ein kräftiger und langgezogener Growl reicht, um direkt die richtige Stimmung zu setzen. Martin Koculas tiefe Stimme wird getragen von einem schnellen und eingängigen Up-Tempo Riff aus der Klampfe von Gjero Krsteski. Die Screams, die klar dem schwarzmetallischen zuzuordnen sind, fallen hier auch direkt auf und der flüssige Switch zwischen diesen und den schon erwähnten und kraftvollen Deathmetal Growls. Das Schlagzeug, gespielt von Maurice Monne, weiß sich unterdessen mit melodischem und kreativen Sound in den Vordergrund zu spielen. Abgeschlossen wird der Opener mit ein wenig 90er Blackmetal Nostalgie und einem liebevollen „Blegh„. Ich bin gespannt auf den weiteren Verlauf vom Longplayer der Jungs aus Karlsruhe.
Direkt weiter geht es mit dem Titelsong Dysphoric Devotion. Wir starten mit einem verzerrten Riff in das Ganze als auch mit einer Snare, die an Metallicas St. Anger erinnert, nur in gut! Wie schon im Opener, enttäuschen auch hier im Folgetrack die Vocals absolut nicht und salve um salve werden hier düstere und aggressive Lyrics in mein Gesicht gefeuert. Das Klangkonzept des Songs wechselt von schleppendem und melodischen Sound zu marschierenden Leads, um so näher wir der Mitte des Tracks entgegenkommen. Hier höre ich dann auch etwas deutlicher eine schöne Bassline, diese dürfte auch gerne etwas weiter im Vordergrund stehen.
Mit Illusional Cenotaph bekommen wir einen weiteren, schon veröffentlichten Song in unser Ohr. Wir beginnen mit einem schnell gespielten Gitarren-Lead und einem druckvollen Schlagzeug. All das wandelt sich mit schweren Rhythmus-Gitarren im Verlauf zu einem im Ohr bleibenden Groove und das clevere Songwriting ermöglicht hier ein spannendes Momentum. Besonders die Bridge glänzt mit grandiosen, vor Hass keuchenden Vocals und einem wirklich starken Bass. Dieser Track ist in einen melancholischen und sehr intensiven, sowie dunklen Klangteppich gehüllt und bietet uns eine Mischung aus atmosphärischem Black und Death Elementen mit doomigen Einschlag, die tief in die Wunde der blutigen Sinnlosigkeit des Krieges stechen.
Eine Review soll ja Schwachpunkte eines Releases zu Tage bringen, aber ich sage es ganz ehrlich: Schwachpunkte halten sich auf diesem Machwerk im Hintergrund auf. Bis auf eine zu Anfang schwachen Bassline (das Problem löste sich schnell), tuckert das ganze mit Energie und Leidenschaft dahin.
Kommen wir zum letzten der schon veröffentlichten Singles mit Thy Breath Not Mine. Dieses Stück basiert auf einer wahren Begebenheit. Der Song dreht sich um eine Nahtoderfahrung, verursacht durch ein Blutgerinnsel in der Lunge während des Schlafes. Wir erleben zusammen mit GREH den schmerzhaften Kampf zwischen Leben und Tod und der letztendlichen Erkenntnis und Faszination des absoluten, erdrückenden und vielleicht auch erfüllenden Nichts. Mit nur einer Gitarre, Schlagzeug und dem vielseitigen Gesang von Sänger Martin Kocula, schafft die Band eine stimmige und dunkle Atmosphäre und lässt uns Teil haben an ihrem Kummer der Schwere, die mit groovigem Sound über uns hereinbricht (und die Trauer noch einmal hervorhebt), sowie der minimalistische Sound, der das Ganze abrundet.
GREH nehmen bestehende Elemente, Genre und Melodien und kreieren ihren ganz eigenen Sound
Das Album ist eine musikalische Reise durch ein dunkles Universum, in dem Licht und Schatten im ständigen Wechsel sind. Das Ergebnis hiervon ist eine Klangwelt, in der sowohl rohe Gewalt, als auch intensive Wut ihren gewollten Platz haben. Die Musik wirkt wie ein Spiegelbild der menschlichen Existenz: voller Widersprüche, tiefer Abgründe und einer unbändigen Sehnsucht nach Erlösung und einem Sinn. Der durch die Band erzeugte Sound schafft eine beklemmende Atmosphäre, die einen noch lange in den Gedanken verfolgen wird. Nachdem es nun ein wenig philosophischer wurde (wundert auch nicht bei einer Platte, die sich mit melancholischen und schweren Themen beschäftigt), geht es nun direkt mit dem nächsten Stück auf Dysphoric Devision weiter.
Growth in Pain wartet mit dem, in meinen Augen, schwersten und drückendsten Riff auf der ganzen Platte auf. Man fühlt das Gewicht dieses Songs in jeder Pore seines Innersten. Wir befinden uns im letzten Drittel und das merkt man deutlich. Was vorher dunkel war, ist nun düster und schwarz. Der dämonisch angehauchte Gesang vermag es, mit den darauf abgestimmten Instrumenten, eine unstetige und unsichere Stimmung zu schaffen. Dies zeugt erneut von einer wirklich guten Produktion und das (man muss es nochmals erwähnen) bei einem Debüt Longplayer. An einigen Stellen wird das Ganze dann mit einer marschierenden Melodie aufgelockert, hier tritt dann ein Satz besonders an mein Ohr: „I am losing my fucking Mind„, der klar unter keuchenden Screams herausgepresst wird. Erinnert man sich an den Songtitel, versteht man diesen Satz noch besser. Denn wächst man wirklich an seinem Schmerz, ist dies oft mit einer immensen Menge an Kraft verbunden und da kann man schnell seinen Verstand verlieren.
Wir kommen zum Ende und lassen den Vorhang mit dem Closer Enter My Oblivion fallen. Hier zeigen GREH noch einmal, wozu sie imstande sind. Das Album gipfelt in einem eingängigen und im Kopf bleibenden Track. Wie in einer Symbiose arbeiten hier Rhythmus-Instrumente und auch Vocals zusammen, und machen den Mid-Tempo Kracher zum Ende hin auch zu einem Garanten für ordentliches Headbanging, ein würdiger Abschluss.
Als letzten Gedanken möchte ich hier noch einmal das unglaublich stimmungsvolle und wunderschöne Artwork der Platte von Aaron Bonogofsky ansprechen, dieses wirkt fließend und stimmig zur Musik und Text.
Fazit
Pararanoyd Point Check: 9 / 10
Was kann ich nun abschließend zu GREH und ihrem Debüt Longplayer Dysphoric Devision, sagen, was ich nicht schon mehr oder weniger in der eigentlichen Review angebracht habe? Finden wir es heraus. Für mich vereint dieses Album harte Arbeit, Schmerz und Tränen und schenkt uns so einen musikalischen Einblick in die nicht so schönen Aspekte des menschlichen Seins. Der clevere Einsatz verschiedener Genre, wie z.Bsp. Sludge, Doom und angeschwärzten Deathmetal, verleiht dem ganzen dann noch den letzten Schliff. Ich bin gespannt, was man von den Karlsruhern noch hören wird. Eindeutige Anspieltipps wären Growth in Pain, Chained Thoughts und Enter My Oblivion.