Beyond Frequencies sind zurück – oder besser gesagt: Sie waren nie weg. Nach dem Erfolg ihres Debüts Megalomania (2020) und dem Nachfolger Me Megalomaniac (2023) erschien am 20. Februar ihr neues Album Everything I Am. Im Interview spricht Frontfrau Blazy Flash über die bisherigen Reaktionen, über innere und äußere Kämpfe – und über die Sichtbarkeit von Frauen in der Musikbranche.
Euer Album ist jetzt seit Februar draußen. Wie ist die Resonanz? Wie geht es dir?
Mir geht es sehr gut, weil die Resonanz richtig toll ist. Ich bin besonders überrascht, dass zwei Songs besonders gut gestreamt werden, da sie auf die Editorial Playlists von Apple Music gekommen sind. Und das sind zwei Songs, von denen ich es nicht direkt erwartet hätte: Hell Freezes Over und Falling For A Lie.
Worum geht es in diesen beiden Songs?
Hell Freezes Over ist ein Song für alle Kämpfer da draußen, die nicht aufgegeben haben. Es geht darum, dass man im Leben immer wieder gegen Zweifel und Hindernisse ankämpfen muss. Es geht darum, dass man immer noch da ist, auch wenn andere aufgegeben haben. Falling For A Lie hingegen spricht über Manipulation und Täuschung. Der Song geht darum, wie jemand Zweifel in den Kopf eines anderen pflanzt, und wie leicht man auf eine Lüge hereinfallen kann.
Würdest du zustimmen, dass wir heutzutage Dinge mehr hinterfragen sollten? Glaubst du, dass Menschen zu oft Dinge glauben, ohne sie zu hinterfragen?
Ja, grundsätzlich sollte man mehr hinterfragen, aber es ist auch eine Gratwanderung. Ich glaube, heutzutage lassen sich viele Menschen schneller beeinflussen oder manipulieren. Es geht auch darum, wie Zweifel gesät werden und wie wir uns genau davon beeinflussen lassen.
Du hast gesagt, dass das neue Album dein drittes ist und dass die Alben eine fortlaufende Geschichte erzählen. Kannst du das etwas näher erläutern?
Ja, bei allen drei Alben geht es um die großen Visionäre, die sogenannten „Großgeister“, die eine klare Vorstellung von der Zukunft haben. Ich nenne diese Menschen „größenwahnsinnig“, aber auf eine positive Weise. In den ersten beiden Alben habe ich mich mit den Visionen und Gedanken dieser großen Denker auseinandergesetzt. Das erste Album war Megalomania (2020) und das zweite Album war Me Megalomaniac (2023). Das dritte Album trägt den Titel Everything I Am und dreht sich auch um die Visionen, die wir durch unsere Handlungen und Worte formen. Alles, was wir tun, beeinflusst die Welt um uns herum.
Glaubst du, dass unsere Gedanken und Worte tatsächlich unsere Realität formen?
Absolut. Alles, was wir denken und sagen, beeinflusst unsere Realität. Unsere Gedanken werden zu Worten, und diese Worte manifestieren sich schließlich in unseren Taten. Das formt nicht nur unseren Charakter, sondern auch die Welt um uns herum. Es ist alles miteinander verbunden – das, was wir uns vorstellen, wird irgendwann real.
Können wir da kurz nochmal tiefer gehen? Ein bisschen Philosophie am Rande. Wenn wir das Gute anziehen, ziehen wir dann auch das Schlechte an? Oder ist das dann einfach nur Pech?
Natürlich ziehen wir auch das Schlechte an. Man kann ja nicht glauben, dass man das Gute anzieht, aber alles Böse ist Zufall und Pech. Das kann es ja nicht sein. Also entweder ist man wirklich für alles verantwortlich oder das Leben ist grundsätzlich Schicksal. An was man jetzt lieber glauben möchte, das muss jeder dann doch für sich selbst entscheiden.
Kommen wir mal zu eurem Genre. Ihr habt ein eigenes Genre entwickelt, das eine Mischung aus Pop und Metal ist. Das ist auf den ersten Blick eine gewagte Kombi. Siehst du dein Genre als etwas Einzigartiges?
Ja, anfangs nannte ich es „Heavy Pop“, aber das wurde missverstanden, deshalb habe ich den Begriff geändert. Wir bilden eine Brücke zwischen Pop und Metal. Kürzlich hörte ich auch den Begriff „Dark Wave“, weil wir auch Elemente von New Wave und Industrial in unserer Musik haben. Am Ende des Tages nennen wir unser Genre „Beyond Frequencies“. Es beschreibt die musikalische Vielfalt und die verschiedenen Einflüsse, die wir miteinander kombinieren.
Du bist seit vielen Jahren in der Musikbranche aktiv und hast sicher schon einige Entwicklungen miterlebt. Deshalb eine Frage zum Schluss, die oft gestellt wird – aber trotzdem nicht an Relevanz verliert: Wie nimmst du die Rolle von Frauen in der Musikszene heute wahr? Hat sich deiner Meinung nach etwas verändert? Auch wenn Künstlerinnen wie Kate Bush, Janis Joplin, Joan Baez oder Doro Pesch schon vor Jahrzehnten prägend waren, scheint es heute ein neues Bewusstsein zu geben. Der Begriff female fronted wird zunehmend als Genre-Zuschreibung verwendet – was manche kritisch sehen. Wie stehst du dazu?
Ich bin da sehr ambivalent, aber ich werde nicht müde, darüber zu sprechen. Und es ist auch nicht ermüdend, dass ich das gefragt werde. Es kommt natürlich immer auch darauf an, wie man es ausrichtet. Zunächst mal, ja, definitiv. Es hat sich sehr viel verändert, vor allem in den letzten Jahren. Ich sehe viel mehr Frauen in verschiedenen Positionen – nicht nur als Sängerinnen, sondern auch als Gitarristinnen, Schlagzeugerinnen, Tontechnikerinnen. Ich habe endlich auch eine Frau in meinem Team. Die Veränderung ist unglaublich positiv, und ich hoffe, dass es weiterhin in diese Richtung geht.
Es gibt immer noch viele Herausforderungen, aber es ist schön zu sehen, wie mehr Frauen in der Musikbranche ihren Platz finden. Ich sehe aber auch nach wie vor, dass viele sehr sexistische Dinge laufen. Selbst ich habe damit schon Erfahrungen machen müssen. Ich kann das auch offen kommunizieren, aber es schockiert mich, dass es noch da ist und ich kann da nicht viel machen.
Ein weiteres Beispiel sind „Female-Fronted“-Festivals – auch hier sehe ich Licht und Schatten. Ja, es braucht sie, um darauf aufmerksam zu machen. Aber es sollte nur eine Übergangslösung sein. Stell dir vor, es gäbe ein „Man-Fronted-Festival“. Das geht nicht. Das wäre absurd. Und am Ende des Tages sollte das Ziel sein, dass es divers und repräsentativ ist und zwar in alle Richtungen und das ist ein „Female-Fronted“-Festival eben auch nicht.
Vielen Dank Blazy Flash für deinen Einblick.
Mehr zu Beyond Frequencies und Blazy Flash findet ihr in den Socials:
- Detartrated: Deathcore trifft düstere Kino-Explosion - Mai 20, 2025
- Nothing More über die neue Dosis Carnal – Mehr ist mehr! - Mai 18, 2025
- Paradise Slaves: Debüt zwischen Erwartung und Ernüchterung - Mai 13, 2025