Im Mai brachte die Band Across Oceans ihre EP „Pacifica“ heraus. Im Gespräch mit Sänger und Gitarrist Joey Ryan werfen wir einen Blick auf die EP, beleuchten das Genre Progressive Metal und sprechen über die Herausforderungen und den Druck, den Bands gelegentlich erleben.
Ihr habt im Mai eure EP Pacifica veröffentlicht, die im Genre Progressive Metal angesiedelt ist. Gibt es einen Song darauf, den ihr besonders hervorheben möchtet?
Ja, ein Song, auf den wir besonders stolz sind, ist Heptagon. Der Track ist sieben Minuten lang und ein echtes Highlight für uns.
Arbeitet ihr aktuell an neuem Material?
Wir sind derzeit in der Planungsphase und haben bereits eine dritte EP mit vier weiteren Songs aufgenommen. Die nächste EP wird thematisch an Heptagon anknüpfen.
Worum geht es in Heptagon inhaltlich?
Der Text zu Heptagon entstand, als ich im Urlaub in den Alpen war, mitten im Schneesturm. Ich war dort mit meiner Frau und unserem Hund, weitab von jeglichem Dorf, in einer kleinen Hütte. Das Gefühl, eingeschneit und isoliert zu sein, inspirierte mich. Der Song handelt davon, wie man sich manchmal selbst ein mentales Gefängnis schafft und den Weg sucht, daraus auszubrechen, um ein freieres Leben zu führen – ein Leben, das man selbst wählt, nicht das, was einem aufgezwungen wird.
Worum geht es denn in euren Texten allgemein? Sind das persönliche Erfahrungen, die ihr gemacht habt? Welche Themen stehen bei euch im Vordergrund?
Ja, oft spiegeln die Texte meine persönlichen Gedanken und Erlebnisse wider. Manchmal fließt aber auch meine Meinung zu politischen Themen mit ein. Zum Beispiel ist der Song Bloodfuel eine Anti-Kriegs-Nummer, die durch den Ukraine-Krieg inspiriert wurde. Die Gewalt und das Leid, das dadurch verursacht wird, haben mich tief getroffen. In Bloodfuel verarbeite ich diese Gefühle – es geht darum, wie normale Menschen das Leid ertragen müssen, während Politiker ihre Machtspielchen treiben.
Seid ihr eine politische Band?
Wir sehen uns nicht als politische Band, aber wir haben natürlich eine Meinung zu dem, was in der Welt passiert. Unsere Musik soll keinen bestimmten Weg vorgeben, sondern eher meine Gefühle und Gedanken reflektieren. Manchmal ärgert man sich einfach über die Zustände, und ich denke, es ist wichtig, dass einem solche Dinge nicht egal sind.
Findest du es wichtig, als Künstler eine Meinung zu dem zu haben, was in der Welt passiert?
Ja, definitiv. Man muss keine politische Band sein, um eine Meinung zu haben. Egal, wie groß oder klein deine Plattform ist – wenn du etwas zu sagen hast, das dir wichtig ist, dann solltest du das tun. Es ist wichtig, das zu unterstützen, woran man glaubt, und das auch nach außen zu tragen.
Wie stehst du zu Social Media? Ist es eher Fluch oder Segen für Musiker?
Ich denke, Social Media ist auf jeden Fall eine positive Sache für Musiker. Früher war es unglaublich schwierig, seine Musik einem breiten Publikum zugänglich zu machen, vor allem wenn man noch nicht bekannt war. Heute bieten Plattformen wie Instagram, TikTok und Co. unzählige Möglichkeiten, unsere Musik zu teilen und neue Fans zu gewinnen. Das ist ein riesiger Vorteil. Aber natürlich gibt es auch die Kehrseite: den enormen Druck, ständig präsent zu sein und regelmäßig Inhalte zu posten. Es wäre schön, wenn wir uns einfach nur auf das Musikmachen konzentrieren könnten – Songs schreiben, proben, Konzerte spielen – ohne den ständigen Zwang, die Social-Media-Maschine am Laufen zu halten. Aber in der heutigen Zeit gehört das eben dazu.
Gehen einem da manchmal auch die Ideen aus?
Ja, das passiert definitiv. Diese Woche hatte ich zum Beispiel wirklich keine Ahnung, was ich auf unseren Social-Media-Kanälen posten soll. Am Ende habe ich ein kurzes Video gemacht, in dem ich fünfmal versuche, „Hi, wir sind Across Oceans aus Berlin“ zu sagen, und jedes Mal geht irgendwas schief. Ich habe das hochgeladen und gefragt, wer das auch kennt, und viele Künstler haben geantwortet: „Ja, das kennen wir nur zu gut.“ Es nimmt manchmal den Spaß an der Sache. Wir machen es, weil es dazugehört, aber es hat definitiv seine positiven und negativen Seiten.
Wie würdet ihr euer Genre beschreiben?
Wir bezeichnen uns selbst als Progressive Metal. Anfangs haben wir gesagt, wir spielen Progressive Death Metal, aber das trifft es nicht ganz. Unsere Songs haben zwar heftige Parts, aber es ist nicht der klassische Death Metal. Deshalb ist es einfacher, uns als Progressive Metal zu bezeichnen. Wir sind modern in unserer Herangehensweise und lassen uns stark von Bands wie Meshuggah, Tool und Opeth beeinflussen. Diese Bands kombinieren extreme Härte mit Clean Vocals und experimentellen Elementen, was auch bei uns eine Rolle spielt. Vor kurzem haben wir eine Review von POWERMETAL.de bekommen, die uns als Progressive Metalcore beschrieben haben. Das passt auch gut, da wir moderne und Heavy Elemente mit komplexen Strukturen verbinden.
Wenn man an Progressive Metal denkt, kommt einem oft sehr komplexe Musik in den Sinn. Seid ihr auch experimenteller unterwegs?
Ja, das stimmt. Progressive Metal hat oft diesen gehobenen, experimentellen Charakter. Wir arbeiten im Studio mit zwei achtsaitigen Gitarren, einem fünfsaitigen Bass und Schlagzeug als Basisinstrumenten. Darüber hinaus setzen wir viele Synthesizer und Samples ein, um eine besondere Atmosphäre zu schaffen. Das gibt unserer Musik eine zusätzliche Dimension, die über traditionelle Metal-Instrumentierung hinausgeht.
Und live? Habt ihr da auch besondere Instrumente oder Arrangements, um euren Sound zu unterstreichen?
Live sind wir etwas minimalistischer unterwegs. Wir verzichten auf Klick-Tracks und In-Ears und spielen nur mit den zwei achtsaitigen Gitarren, Bass, Schlagzeug und Gesang. Für uns ist die Bühne eine andere Welt als das Studio. Im Studio nehmen wir uns die Freiheit, mit vielen Tracks und Instrumenten zu arbeiten, aber live halten wir es basic – oldschool meets new school, könnte man sagen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Weitere Infos zu Across Oceans findet ihr in den Socials.
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