20 Jahre The Baboon Show – ein Jubiläum, das gefeiert werden muss! Wir haben uns mit Schlagzeuger Niclas Svensson kurz vor dem ersten Portugal-Konzert der Band in Lissabon getroffen, um über die vergangenen zwei Jahrzehnte und die Zukunft der schwedischen Punk-Rock-Legende zu sprechen. Ein sympathisches Backstage-Gespräch im RCA Club Lissabon, mit interessanten Antworten.
Hallo Niclas, habt ihr vor 20 Jahren daran geglaubt, dass The Baboon Show im Jahr 2024 als Band noch existieren werden. 20 Jahre sind vergangen und ihr seid immer noch aktiv, vielleicht mehr denn je zuvor?
Als wir damals die Band gegründet haben war das definitiv nicht der Plan. Es war einfach nur Spaß, aber wir haben auch schnell gemerkt, wie viel Spaß das Ganze macht. Wir haben weitergemacht und schau da, 20 Jahre später gibt es uns immer noch. Wir touren weiterhin und wie wir schreiben weiterhin Musik.
Erinnerst du dich noch an die frühen Jahre? War waren zurückblickend die Highlights und Lowlights als Band?
Am Anfang waren es ich und Håkan (Mando Diao), unserer ehemaliger Gitarrist. Wir hingen im Studio, haben ein paar Bier getrunken, ich saß hinter den Drums, er an der Gitarre und haben einfach gejammt. In 15 Minuten hatten wir damals die Musik für drei Songs, aber noch ohne Gesang. Cecilia hat im selben Studio ein Demo mit ihrer damaligen Band aufgenommen und wir haben ihren Gesang einfach gemocht. Wir haben sie gefragt, ob sie einfach mal unsere Songs probieren möchte. Und was soll ich sagen, es hat perfekt gepasst. Dann haben wir noch Helen getroffen, unsere ehemalige Bassistin und wir waren eine Band, natürlich waren wir auch Freunde.
Am Anfang dachten wir, es gibt so viele langweilige Bands, die einfach nur da stehen, mit gespreizten Beinen und die cool aussehen wollen. Wir wollten mit The Baboon Show einfach die Antiband sein gegen diese Art von Bands, begannen live zu spielen, und so mehr Spaß es machte umso mehr spielten wir. Wir haben in jedem kleinen Dorf gespielt, man hat uns oft gefragt, „come on, wollt ihr nicht auch bei uns spielen“? Wir haben zu allem ja gesagt, wir haben gespielt und gespielt und wurden immer besser als Band.
Am Anfang nur in Schweden, korrekt?
Ja, am Anfang haben wir nur in Schweden gespielt, was sich dann aber irgendwann änderte.
Wenn ihr so auf die letzen zwei Jahrzehnte zurück schaut – was hat sich für euch als Band oder generell im Musikbusiness verändert?
Vieles was wir mit The Baboon Show machen ist weiterhin DIY, aber klar, wir haben jetzt ein Management. Die Sache ist zu groß geworden um alles noch selber machen zu können. Wir sind weiterhin „Working class people“, wir haben aber einfach eine Leidenschaft für das was wir tun und wir möchten es immer weiter tun.
Ich als Fan sehe das, ich spüre das und ich habe das Gefühl, dass es echt ist und das ihr Spaß an der Sache habt.
Richtig, jede Show macht Spaß, aber wie in jedem Beruf gibt es auch bei uns Höhen und Tiefen. Die meiste Zeit es ist es aber purer Spaß, auf der Bühne zu stehen, on tour zu sein und Livekonzerte zu spielen.
Wir haben YouTube, Spotify und all das Streamingzeug in den letzten Jahren erlebt. Was denkst du, was sind die nächsten Herausforderungen oder Veränderungen, vor der Künstler in den nächsten Jahren stehen werden?
Das ist sehr kompliziert. Ich denke, dass sich Viele zu sehr auf die digitalen Dinge fokussieren und nicht auf die „Real life work“, aber zur gleichen Zeit sind eben die digitalen Tools auch gute Werkzeuge um die Musik, die Band, den Namen und unsere Botschaften zu verbreiten.
Was denkst du wird in Zukunft gut oder schlecht sein für Bands und Musiker, hast du das irgendeine Vorstellung oder Fantasie, wie eine solche Zukunft aussehen kann?
Ich denke die Zukunft hat gar nicht so viel mit diesen Dingen zu tun, es ist viel spannender und gefährlicher, was in unser Welt passiert. Es passiert so viel Scheiße gerade und ich habe keine Ahnung, was da noch kommen mag. Ich denke man muss es auf sich zukommen lassen und als Band weitermachen. Die digitalen Medien sind gut, man hat YouTube, du kannst Videos produzieren und dich dort damit präsentieren. Ich bin ganz zufrieden, mit dem was wir machen und wäre glücklich, wenn wir das noch lange so weitermachen können.
Wenn du zurückblickst, habt ihr als Band ein paar wichtige Meilensteine, oder gute oder schlechte Entscheidungen getroffen, aus diesem Grund ihr heute noch als Band Musik machen könnt? Gab es ein paar entscheidende Wendepunkte?
Ich denke, es geht gar nicht so um richtige oder falsche Entscheidungen. Wir mussten einfach hart arbeiten und haben an der einen oder anderen Stelle auch etwas Glück gehabt. Wir haben die richtigen Leute zur richtigen Zeit getroffen, das ist das was uns weitergebracht hat.
Ich denke aber, dass man dennoch ein gutes Produkt haben muss, die Qualität der Band und der Musik muss stimmen. Ohne ein gutes Produkt hilft es eventuell auch nicht die richtigen Leute zu treffen.
Du hast auf eine Art natürlich Recht, aber anderseits spielt manchmal eben auch keine große Rolle ob das Produkt gut ist. Man muss nicht immer die richtigen Leite treffen, wir finden, dass man gute Leute treffen und kennenlernen muss. Dann passiert vieles von ganz alleine und glücklicherweise auch manchmal in die richtige Richtung für eine Band.
Ihr habt Familien und Kinder, wie wichtig ist das private Leben außerhalb der Band?
Es ist extrem wichtig. Die ganzen 20 Jahre haben uns unsere Familien und Freunde unterstützt, haben auf uns als Personen aufgepasst, haben zu Hause aufgepasst und vieles geregelt, wenn wir unterwegs waren. Unsere Familien stehen hinter dem was wir mit The Baboon Show nun schon so lange machen dürfen. An der Stelle kann man einfach nur Danke sagen, sie glauben an uns und an das was mir machen. Es ist so viel einfacher, wenn man diesen Support von seiner Familie hat.
Es gibt also auch ein Leben neben der Band?
Auf jeden Fall, ich genieße es zuhause zu sein, die Zeit mit der Familie zu verbringen. Ich muss nicht viel tun, ich kann selber mal auf ein paar Shows gehen wenn ich Bock habe, es ist easy und ich kann die Zeit auch einfach mal so genießen.
Ich habe gerade das Backstage Bändchen von Aitor (Backliner, La Inquisición) bekommen, danke dafür! Wie wichtig ist es eine feste und eingespielte Crew zu haben? Die gleichen Leute mit an Bord zu haben, gemeinsam den Tour Alltag zu erleben?
Es ist super, wir kennen uns gegenseitig, es ist im Grunde genommen unsere zweite Familie. Wir haben so viel Spaß zusammen, wir mögen uns, wir sind Freunde und wir lachen die ganze Zeit. Das macht das Tourleben einfacher.
Ich persönlich bin ein Freund von jungen Bands, von Nachwuchsbands aber auch von Acts, die beim ersten Mal überzeugen, obwohl man sie vorher gar nicht kannte. Hast du als erfahrener Musiker eventuell ein paar Tipps für junge Menschen, die Musik machen wollen oder hast du auch schon mal eine Band entdeckt, die dich auf Anhieb überzeugt hat?
Ich habe da ein gutes Beispiel. Wir haben 2019 in Madrid, in Spanien, gespielt. Eine Band hatte vor uns gespielt, das war damals auf dem Download Festival. Ich hatte sie zu dem Zeitpunkt noch nie gehört, kannte sie nicht und ich dachte mir, was oder wer ist das – wow? Ich saß Backstage und ich fand es einfach genial, es waren fünf Girls und sie spielten super feinen Powermetal, wie die alten Halloween oder so, aber einfach besser. Aber dann habe ich mich auf unseren Auftritt konzentriert und die Band wieder vergessen bzw. aus den Augen verloren. Aber jetzt, vor zwei, drei Monaten habe ich ein YouTube Video gesehen und ich dachte, genau, das war DIE Band, Lovebites und ich habe alles durchgehört in den nächsten zwei, drei Monaten. Sie haben so viele Alben rausgebracht, EPs und so weiter … ich muss und musste einfach alles haben von dieser Band.
Ich denke, das ist ein gutes Beispiel, du musst auf irgendeine Art und Weise besonders sein oder im Gedächtnis der Leute bleiben, wenn man dich auf der Bühne oder auf YouTube gesehen hat. Vielleicht ist das ein sehr wichtiger Tipp, den man Bands mitgeben kann?
Genau, du musst das richtige tun, du musst gut sein in dem was du tust, dann behalten dich die Leute in Erinnerung, hören dich an oder kommen auf Konzerte. Die Mädels sind einfach super cool, das ist das was ich eigentlich nur sagen kann. Hört euch Lovebites an, guter traditionaler Heavy Metal.
Kommen wir zu 2025, 20 Jahre The Baboon Show, große Tour. Habt ihr irgendwelche besonderen Pläne neben der Jubiläumstour, ein neues Album, vielleicht ein Livealbum oder so? Oder ist die große Tour der Fokus im nächsten Jahr?
Die Tour ist auf jeden Fall der große Fokus, es werden größere Shows sein, bessere Shows, es wird mehr auf der Bühne passieren, wir probieren größere Locations und mal sehen, wie es werden wird. Wir haben außerdem coole Support Acts eingeladen, wie Bad Cop, Bad Cop. Sie werden uns für einige Shows supporten, natürlich gibt es auch noch andere coole Bands. Das ist der Schwerpunkt nächstes Jahr. Wir nehmen aber auch schon ein paar Demos auf, probieren neue Songs, wissen aber nicht wann wir Dinge veröffentlichen. Wenn wir die passende Zeit dafür finden, dann werden wir Dinge veröffentlichen, es gibt aber keinen exakten Plan im Moment. Simon unser neuer Gitarrist hat gerade Nachwuchs bekommen, wir versuchen auch zu Hause zu sein, Quality Time zu haben und fokussieren uns erstmal auf die Shows im nächsten Jahr.
Gibt es darüber hinaus noch ein paar unerfüllte Träume, die ihr als Band habt? Touren auf anderen Kontinenten oder so, große Shows, vielleicht als Support Acts von Mainstream Bands?
Ich denke, die gibt es, aber letztendlich wollen wir einfach das weitermachen können, was wir gerade machen. Die Größe des Ganzen ist nicht so super wichtig, na klar, wir wollen weiter wachsen, wir wollen noch mehr Menschen mit unserer Musik erreichen, wollen einfach auf Tour sein, am besten die ganze Welt bespielen. Aber es ist schwierig im Moment, da passiert so viel Scheiße auf der Welt, aber tief in meinem Herzen glaube ich daran, egal was irgendwelche Führer oder Politiker entscheiden, Menschen wollen einfach Menschen sein. Sie wollen Spaß haben, sie wollen uns spielen sehen, sie wollen, dass wir in ihre Länder kommen, aber das ist nicht so einfach im Moment. Schade!
The Baboon Show ist also ein Full-Time Job für euch, oder?
Im Grunde genommen ja, aber ein paar haben noch kleine Teilzeitjobs, aber ich denke im nächsten Jahr werden wir alle The Baboon Show zu 100% machen. Schauen, wir was die Zukunft so bringen mag.
Die Show hier in Lissabon geht gleich los, ihr müsst euch noch vorbereiten. Danke für das Interview, hast du vielleicht noch ein paar abschließende Worte, Dinge du gerne mal loswerden möchtest? Oder hast du die Botschaft von The Baboon Show für uns?
Ich würde sagen, kommt zu unseren Shows im nächsten Jahr – sie heißt 20th Anniversary Party! Seht es als eine Party, nicht nur als Konzert, jede Nacht wird eine Baboon Show Party, feiert mit uns unser 20 jähriges Jubiläum und wir starten damit Geschichte für die nächsten 20 Jahre zu schreiben. Und ganz wichtig, seit nett zueinander, Das ist das worum es letztendlich doch geht, das ist um was es gehen sollte in unserer Welt, es ist doch eigentlich so einfach.
Das sind wirklich nette Worte zum Schluss, Genießt die Show heute Abend hier in Lissabon, heute etwas kleiner und intimer und dann natürlich die zwei Tage in Spanien. Danke für das Interview, danke für die offenen Worte.
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