Zum 20-jährigen Jubiläum liefert die Band 100blumen mit Lasst hundert Blumen blühen ein Minialbum, das es in sich hat – sowohl musikalisch als auch textlich. Auf fünf Songs, die in knapp 20 Minuten durchgehört sind, präsentiert die Band ihre düsteren, kritischen Visionen einer Welt, die von Faschismus, Klimaleugnung und gesellschaftlicher Zerrissenheit geprägt ist. Das Album fordert heraus und lässt keinen Raum für halbherzige Auseinandersetzungen mit den Themen der Gegenwart.
Kritik an Manipulation und Faschismus
Der Opener Kinder setzt sofort einen markanten Start. Mit seinen scharfzüngigen Lyrics, die die Manipulation von jungen Generationen durch autoritäre Ideologien anprangern, wird das Publikum in eine Welt geworfen, in der Faschismus und Verblendung die Oberhand gewinnen. Die Zeilen „Die Kinder auf dem Feld, sie preisen die Faschisten, weil sie gar nichts anderes kennen“ sind ein deutlicher Hinweis auf die Unwissenheit und Verführungskraft solcher Ideologien – ein erschütterndes Bild der Gegenwart, das die Band gekonnt aufgreift.
Krokodil und Unter Tausend
Track zwei, Krokodil, bleibt in seiner Kritik nicht weniger scharf und präsentiert sich als punkiger, mitreißender Appell zur Reflexion. In Unter Tausend geht der Text ebenfalls in die kritische Richtung: „Unter Tausend und du bist immer noch allein“ – eine bittere Reflexion über Einsamkeit und das Fehlen wahrer Verbindungen in einer zunehmend entfremdeten Welt.
Experimenteller Höhepunkt: Blumendisater
Mit Blumendisater folgt der experimentellste Track des Albums. Ein Noise-Industrial-Stück, das beinahe ohne Text auskommt und stattdessen mit unheimlichen Rhythmen und einer KI-generierten Stimme arbeitet. Der Song ist ein wahres Klanginferno, das mit jeder Sekunde intensiver und düsterer wird. Die abstrakte musikalische Form verstärkt die beängstigende, fast schon apokalyptische Atmosphäre, die die Band vermittelt.
Abschluss: Erschießen – NDW-Tribut
Der Abschluss des Albums, Erschießen, zollt den NDW-Pionieren Ideal Tribut, mit einem Text, der die kalte Entfremdung der modernen Welt reflektiert: „Komm, wir lassen uns erschießen, mit dem Kopf an der Wand.“ Es ist ein düsterer, fast schon resignierter Ausklang, der perfekt in das Gesamtbild des Albums passt.
Ein Album für die, die die Wahrheit ertragen können
Lasst hundert Blumen blühen, ist keine leichte Kost. Das Album ist ein kompromissloses Werk, das den Hörer mit seiner direkten Kritik an Gesellschaft und Politik herausfordert. Die Band nimmt kein Blatt vor den Mund und legt den Finger in die Wunde, ohne Rücksicht auf Verluste. Es ist kein Werk für „zwischendurch“, sondern ein wachrüttelndes Manifest, das auch nach dem letzten Song nachhallt. Wahrheit ist selten süß – und dieses Album ist ein lebendiger Beweis dafür.
Weitere Infos zur Band 100blumen findet ihr in den Socials.
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