Die Metalcore-Band Never Back Down bereitet sich auf ihre Headliner-Tour vor, die im August startet und bis in den September hinein dauert. Im Gepäck haben sie ihr kommendes Album „Never Back Down„. Daniel Bisic, Gitarrist und Clean-Sänger der Band, gewährt uns in einem Interview Einblicke in das neue Album, erzählt von witzigen Arbeitstiteln und berichtet von seinem persönlichen Weg in den Metalcore.
Euer Album erscheint jetzt im August und eine Tour steht auch an. Du hast mal erwähnt, dass ihr euch auch gerne mal wie die Emil Bulls zum Songwriting in eine Art Songwriting Camp zurückzieht. Wie kommt man als Band auf diese Idee?
Es ist super entspannt, mal irgendwo hinzufahren und sich nur mit dem kreativen Prozess zu beschäftigen. Wenn man sonst immer nur einzeln zu Hause sitzt und hier mal einen Riff schreibt oder da eine Textpassage. Am Ende setzt sich das dann im Studio zusammen, was man sich überlegt hat. Da wollten wir einfach mal als Band schauen, was wir in so einer produktiven Writing Session schaffen können. Und tatsächlich sind in diesem Camp Songs entstanden, die wir jetzt auf unser neues Album gebracht haben.
Welche Songs vom neuen Album sind im Camp entstanden? Kannst du vielleicht ein oder zwei nennen?
„Outcast“ ist zum Beispiel einer. Das ist einer der komplexeren Songs. Dann noch „One by One„. Der Song, den wir jetzt zuletzt rausgebracht haben. Ich muss aber immer überlegen, weil wir auch Arbeitstitel haben, sowas wie Groovy Groove. Und „On the Outside„. Den Song habe ich dann in meinem Kämmerchen geschrieben.
Entschuldige, ich finde den Arbeitstitel total lustig. Ihr seid also eine Metalcore-Band? Ja, genau. Und euer bester Song? Groovy Groove natürlich. Witzige Assoziation, wie ich finde.
Ja, unser Prozess läuft in der Regel so ab, dass wir zuerst die instrumentalen Teile eines Songs schreiben. Wenn wir eine Idee haben, die uns gefällt, arbeiten wir diese aus und erst danach kümmern wir uns um den Text. Während des Schreibprozesses speichern wir die Songs ab und manchmal entstehen dabei ziemlich wilde Arbeitstitel.
Verrate uns bitte noch mehr verrückte Arbeitstitel.
Wir hatten tatsächlich mal einen Arbeitstitel wie „Mofafahren“ und so einen Quatsch.
Aber es ist gut, dass ihr Arbeitstitel verwendet. Manchmal speichere ich Dateien mit zufälligen Tastenkombinationen ab, was es ziemlich schwierig macht, sie später wiederzufinden.
Ein System wie „Projekt Eins“ oder „Projekt Zwei“ sowie das Speichern von Dateien nach Datum ist auch oft wenig hilfreich. Viele Bands nutzen aber ähnliche Methoden, was ich inzwischen schon häufiger gesehen habe. Einmal habe ich zugestimmt, als Live-Gitarrist für eine Deathcore-Band einzuspringen. Sie haben mir die Songs als Tabulatur geschickt, also die Noten. Als ich dann die Stücke auf Spotify gesucht habe, konnte ich nur die Hälfte finden. Als ich nachfragte, ob die Songs eventuell noch nicht veröffentlicht seien, stellte sich heraus, dass es sich um Arbeitstitel handelte – teilweise sogar auf Englisch.
Vielleicht ist das eine Eigenheit von kreativen Köpfen: Der Kreative meistert das Chaos. Doch zurück zu eurem Album. Warum habt ihr euch für ein Album entschieden, obwohl viele heutzutage eher auf Single-Veröffentlichungen setzen, um den Spotify-Algorithmus zu bedienen?
Das ist eine sehr gute Frage, über die wir uns in den letzten Monaten ebenfalls Gedanken gemacht haben. Warum also nicht einfach Singles veröffentlichen? Nun, wir haben auch festgestellt, dass wir uns mehr Zeit für die kreative Arbeit nehmen wollen. In den letzten drei Jahren haben wir drei Alben produziert, was eine enorme Menge an Arbeit war. Das ist nicht ohne und hat uns durchaus herausgefordert. Vielleicht wird sich unsere Strategie in Zukunft ändern, aber das wird sich zeigen. Es gibt viele Faktoren, die dabei eine Rolle spielen und man muss solche Entscheidungen auch mit dem Label abklären. Daher können wir momentan noch nicht viel mehr dazu sagen.
Es bleibt spannend. Die Musikbranche verändert sich ja auch ständig und Streaming-Dienste haben sich in den letzten Jahren stark etabliert. Wie steht ihr als Band zu diesem Wandel?
Die Zeiten haben sich definitiv verändert. Früher waren CDs und Live-Konzerte die Hauptwege, um Musik zu konsumieren. Heute sind Streaming-Dienste wie Spotify allgegenwärtig. Aber in der Metalszene, in der wir uns bewegen, zeigen sich die Fans als ziemlich loyal und stabil, was die Unterstützung betrifft. Das bedeutet, dass wir sowohl durch Streaming als auch durch CD-Verkäufe gut aufgestellt sind. Wir haben also zum Glück keine Probleme, unsere CDs auch wirklich an die Leute zu bringen.
Kannst du dich noch an dein erstes Album erinnern, das du dir selbst gekauft hast?
Ja, das war tatsächlich The Eminem Show. Ich war damals zehn Jahre alt und es war eines der ersten Alben, das ich mir selbst gekauft habe.
Eminem ist ja eine ganz andere Richtung als Metalcore. Es wäre interessant zu erfahren, wie du von Eminem schließlich zum Metalcore gekommen bist.
Das fragen sich meine Eltern auch oft. [lacht]
„Was haben wir falsch gemacht? Wo ist es schiefgelaufen? Was haben wir übersehen?“
Genau. [lacht] Aber es begann alles mit dem Gitarre spielen, als ich ungefähr zehn oder elf war. Von da aus war es nicht weit zu Bands wie Green Day oder Billy Talent, die damals mein Umfeld gehört hat. Später kam ich auch zu Linkin Park und so, durch das selbst Spielen und Musik machen, habe ich mich immer mehr in den Bereich Metalcore und ähnliche Genres entwickelt. Es war eine natürliche Entwicklung von Eminem zu dem, was ich heute spiele. Ab Eminem ging es dann bergab.
Von Eminem über Billy Talent ging es bei dir also bergab. Das klingt nach einem spannenden Weg. Die Reise von Eminem zu Metalcore. Das wäre tatsächlich ein großartiger Titel.
Ja, genau. [lacht] Von Eminem über Billy Talent, ging es dann relativ schnell zu System of a Down und weiter zu Slipknot und Bullet for My Valentine. Ich habe versucht, alles, was ich mochte, auf der Gitarre nachzuspielen. So bin ich schließlich beim Metalcore gelandet. Das Zusammenspiel von cleaner Gesang und Shouting hat mich damals schon besonders angesprochen. Mit 17 hatte ich dann meine erste Metalcore-Band, und seitdem bin ich dem Genre treu geblieben.
Bis heute muss man sagen. Ich muss auch erwähnen, ich finde euer Album wirklich gelungen. Die Balance zwischen hell und dunkel gefällt mir besonders gut. Ich kann es nur empfehlen. Dabei bin ich kein großer Metalcore-Fan.
Daniel, danke für deine Zeit. Wir sehen uns spätestens beim Konzert im September.
Danke. Bis September.
Weitere Infos zur Band Never Back Down findet ihr in den Socials.
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