Die Schweizer Formation Paleface Swiss lässt am 3. Januar 2025 ihr neues Album Cursed vom Stapel und geht ab dem 30. Januar auf Headliner-Tour – es wird also Zeit, sich warm zuspielen! Bevor sie jedoch die Bühnen stürmen, haben wir uns Gitarrist Yannick Lehmann für ein paar Fragen geschnappt. Im Interview plaudert er über das neue Werk, wie das Songwriting auf den Kanaren seinen Lauf nahm und warum Mental Health der zentrale Dreh- und Angelpunkt für die Band ist.
Ihr bringt bald euer neues Album raus – wie fühlt sich das für euch an?
Genau, ja! Wir sind super aufgeregt, es mit der Welt zu teilen.
Ich hab gehört, ihr habt für dieses Album länger gebraucht als für die davor. Ist das so oder verbreiten Leute dreiste Lügen?
Hmm, das ist nicht so ganz richtig. Tatsächlich haben wir für das Schreiben, Aufnehmen und die Promo ziemlich genau ein Jahr gebraucht. Für unser letztes Album haben wir sogar länger gebraucht. Das ging bei dem Album insgesamt erstaunlich reibungslos.
Für den Songwriting-Prozess wart ihr auf den Kanarischen Inseln, oder?
Ja, aber das war weniger glamourös als es klingt. Es war kein klassisches Songwriting-Camp. Unser Sänger, unser Drummer und ich haben uns einfach in ein Studio eingesperrt und zwei Wochen lang intensiv gearbeitet. Unser Bassist war nicht dabei – der ist nicht so der Fan vom Songwriting-Prozess.
Typisch Bassisten, oder? Den Klischees nach drücken sie sich ja gerne vor der Arbeit.
[Lacht.] Genau! Aber wir haben es uns dort gemütlich gemacht und zwei Wochen intensiv gearbeitet. Danach sind wir zum Aufnehmen nach Marseille gefahren. Das war ein super Erlebnis.
Wie sieht es thematisch aus? Gibt es zentrale Themen, die euch beim Schreiben besonders beschäftigt haben?
Absolut. Mental Health ist unser zentrales Thema, wie auch schon bei den vorherigen Alben. Dieses Mal haben wir uns allerdings stark auf persönliche Geschichten und Erfahrungen konzentriert. Es ist ein sehr persönliches Album geworden. Davor haben wir uns eher auf die Geschichten anderer konzentriert, jetzt ging es um die persönlichen und privaten Erfahrungen.
Gibt es einen Song, der euch bzw. dir besonders am Herzen liegt? Und natürlich sind das alles eure Babys, aber oft ist ja dann doch dieser eine Special-Track dabei.
Das ist für mich schwer zu beantworten, da ich die Lyrics selbst nicht schreibe. Aber wenn ich das jetzt beantworten muss, dann entscheide ich mich für Youth Decay und Love Burns. Die sind besonders für mich. Nicht nur auf dem Album, sondern tatsächlich von unserem gesamten Repertoire. Die Songs repräsentieren meinen Stil als Gitarrist zu 100 % – da konnte ich mich richtig kreativ austoben.
Warum ist euch Mental Health so wichtig?
Das Thema liegt uns sehr am Herzen, weil wir in der Schweiz leben, wo Mental Health noch oft ein Tabuthema ist. Vor allem in der Arbeitswelt wird es kaum ernst genommen. Menschen fühlen sich unter Druck gesetzt und nicht unterstützt, wenn sie mentale Probleme haben. Wenn man zum Beispiel nicht arbeiten kann wegen solchen Problemen, dann wird man nicht so ernst genommen, wie es eigentlich sein sollte.
Du hast gesagt, es geht um persönliche und private Erfahrungen. Macht ihr euch nicht auch angreifbar, wenn ihr so offen über diese persönlichen Themen sprecht?
Nein, eigentlich nicht. Wir sind sehr nah an unseren Fans dran und teilen viel mit ihnen. Wir wollen keine unnahbaren Stars sein, sondern echte Menschen mit echten Problemen, die auch andere betreffen.
Euer Album zeigt auch eine klare Entwicklung. Ihr kommt aus der Beatdown-Hardcore-Szene, habt euch aber in andere Richtungen bewegt. Wie kam es dazu?
Wir machen schon immer, worauf wir Lust haben, ohne uns groß an anderen Bands zu orientieren. Unsere ersten Veröffentlichungen waren bereits ein Konzept über zwei EPs und ein Album – etwas Ungewöhnliches im Beatdown-Genre. Als ich zur Band kam, musste ich mich erst mit Beatdown anfreunden, da ich ursprünglich aus dem Heavy Metal komme. Mit jedem Album wurden unsere Experimente mutiger. Wir lieben harte Musik, wollen aber auch neue Einflüsse einbringen.
Eure Offenheit gegenüber Genres ist spannend. Heißt das, wir können in Zukunft mit noch mehr Überraschungen rechnen?
Absolut. Wir wollen unserem Stil treu bleiben, aber gleichzeitig experimentieren. Wir haben z. B. auch Pop- und Technomusik gehört, als wir das Album geschrieben haben. Dabei ging es weniger um die Melodien, sondern um Strukturen, die wir in unsere eigene Musik übersetzt haben.
Im Januar startet auch eure Tour. Freut ihr euch schon?
Sehr! Wir starten am 30. Januar in Zürich mit unserer ersten großen Headliner-Tour. Es ist viel Arbeit, weil wir alles selbst organisieren – von der Show bis zur Produktion. Aber wir haben intensiv geprobt und freuen uns darauf, den Fans ein besonderes Erlebnis zu bieten.
Was unterscheidet eine Headliner-Tour von der Rolle als Support-Band?
Als Headliner bist du der Hauptact, die Leute kommen wegen dir. Das bedeutet mehr Organisation, aber auch mehr Verantwortung. Wir haben uns monatelang Gedanken über die Show gemacht und arbeiten hart, um den Fans etwas Besonderes zu zeigen.
Welche besonderen Highlights habt ihr denn geplant? Feuerwerke? Pyrotechnik? Fliegende Tauben?
[Lacht.] Wir haben einiges an Produktion dabei, aber mehr möchte ich noch gar nicht verraten. Einfach vorbeikommen und sich das Ganze anschauen, würde ich sagen. Die Fans können sich aber definitiv auf etwas freuen.
Ihr habt das Album im kleinen und engen Kreis produziert. Warum dieser Ansatz?
Wir haben das Album tatsächlich zu viert geschrieben – nur die Band und unser Tourmanager Ron. Produziert haben wir mit Flo von Landmvrks, der schon lange mit uns arbeitet. Wir wollen den Kreis klein halten, um das familiäre Gefühl nicht zu verlieren und uns vor unerwünschten Einflüssen zu schützen.
Euer Erfolg ist beeindruckend, gerade für eine Band mit nur drei Alben. Hättet ihr das am Anfang erwartet, dass alles so schnell an Fahrt aufnimmt?
Also ich glaube, jede Band, die groß wird, hat am Anfang wahrscheinlich nicht wirklich viel darüber nachgedacht. Für mich persönlich war das so, dass ich als Studio-Gitarrist eingestiegen bin, nur um Song-Demos aufzunehmen, damit die Jungs eine EP rausbringen können. Ich bin einfach reingerutscht und hab mir wirklich nichts dabei gedacht. Als es dann losging, auch mit den Klicks und so, war ich schon ein bisschen baff. Aber als wir merkten, dass es wirklich was werden könnte, haben wir einfach weiter gepusht und sind nicht stehen geblieben. Es war alles Eigenverdienst, wir haben alles selbst erreicht. Wir haben ja kein Label und wir haben das ganz alleine gemeistert. Darauf bin ich echt stolz.
Was ist für dich ein besseres Gefühl – ein Album rauszubringen oder auf Tour zu gehen?
Schwierig zu sagen. Im Moment würde ich sagen, es ist das Album rauszubringen und dann später natürlich damit auf Tour zu gehen. Wir waren jetzt zwei Jahre mit dem letzten Album unterwegs und irgendwann spielt man die Songs so oft, dass man echt bereit ist, Neues zu präsentieren. Ich freue mich jetzt schon, wenn das neue Album draußen ist, um wieder auf Tour zu gehen. Aber momentan ist es definitiv das Album rausbringen.
Verstehe, danke dir für die Einblicke. Viel Erfolg auf der Tour!
Mehr zur Band Paleface Swiss findet ihr in den Socials:
- Paleface Swiss: Kreative Prozesse und mentale Gesundheit - Januar 8, 2025
- Insomnia – ALARMSIGNALs kraftvolles Punk-Statement - Januar 7, 2025
- Paleface Swiss – Cursed: Ein wütender Trip - Januar 3, 2025