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SABATON im Interview: Thobbe Englund über „Legends“, dunkle Mythen und die Macht der Musik

Sabaton TEMPLARS

Am 17. Oktober erschien mit „Legends“ das elfte Studioalbum von Sabaton und diesmal geht es nicht vorrangig um epische Schlachten, sondern um Legenden. Ich hatte die Gelegenheit, mich mit Thobbe Englund über das neue Album zu unterhalten und dabei ging es nicht nur um die Songs selbst, sondern auch um die Rolle von Musik als verbindendes Element innerhalb der Gemeinschaft.

Wir sprachen über Geschichte, die es wert ist, erinnert zu werden, über Figuren, die unvergessen bleiben sollten und natürlich auch über die einen oder anderen dunklen Gäste, die ein Sabaton-Konzert zu einem unvergesslichen Erlebnis machen könnten. Dabei wurde schnell klar, dass es bei Sabaton immer um mehr geht als nur um Bombast und Gitarrenriffs. Es geht um Atmosphäre, um Geschichten, die unter die Haut gehen, und um Momente, die Fans für immer im Gedächtnis behalten.

Hallo Thobbe. Ihr habt diesmal betont, dass alle Bandmitglieder am Songwriting beteiligt waren. Wie hat das den kreativen Prozess verändert? Hat das zu mehr Diskussionen geführt oder eher zu einer neuen Dynamik?

Thobbe: Ich würde sagen, es war nie unser erklärtes Ziel, dass wirklich alle Bandmitglieder beim Schreiben mitmachen. Es hat sich einfach so ergeben. Jeder brachte Ideen, Melodien oder Songfragmente ein, die stark genug waren, um auf das Album zu kommen. Deshalb ist es passiert, weil das Material einfach gut war.

Inhaltlich bewegt ihr euch diesmal stärker im Bereich von Legenden und Mythen. Wo zieht ihr da die Grenze zwischen historischer Genauigkeit und künstlerischer Freiheit?

Thobbe: Bei Legenden ist das tatsächlich schwieriger. Eine Legende existiert oft seit Jahrhunderten oder sogar Jahrtausenden, da ist es fast unmöglich, klare Fakten zu finden, selbst wenn man intensiv recherchiert. Ich war an den Texten diesmal nicht direkt beteiligt, das war vor allem die Arbeit von Joakim und Pär. Aber ich weiß, dass es bei solchen Themen schwer ist, etwas Konkretes herauszufinden. Wenn man dagegen über neuere Geschichte schreibt, etwa über den Ersten oder Zweiten Weltkrieg, ist das einfacher – da gibt es mehr Dokumentation und gesicherte Quellen.

Viele Fans verbinden Sabaton aber vor allem mit historischen Schlachten und Kriegen. Jetzt geht es um Legenden. Betretet ihr damit also musikalisches und thematisches Neuland? Wird es in Zukunft dann mehr um legendäre Themen gehen?

Thobbe: Ich würde sagen, man weiß nie, wohin es einen führt. Dieses Album handelt nun einmal von Legenden und was als Nächstes kommt, wird sich zeigen. Wir haben mit dem nächsten Album noch gar nicht angefangen, also lassen wir alles entspannt auf uns zukommen.

Ich habe gelesen, allerdings ist das mit dem Lesen so eine Sache. Es kann wahr sein oder auch nicht, aber dass ihr gesagt habt, es fühle sich jetzt wie eine neue Ära oder der Beginn einer neuen Ära an. Was unterscheidet die alte von der neuen Ära?

Thobbe: Für mich persönlich ist es tatsächlich eine neue Ära, weil ich nach einer Pause von etwa sieben Jahren vor rund eineinhalb Jahren zur Band zurückgekehrt bin. Das fühlt sich natürlich anders an. Ob es aber auch für die Band insgesamt eine neue Ära ist, weiß ich nicht. Wir machen einfach weiter das, was wir lieben: Heavy Metal für Heavy-Metal-Fans und Songs über Geschichte.

Und es gibt auch einen Wechsel beim Label, das neue Album erscheint erstmals über Better Noise Music.

Thobbe: Das stimmt. Da bin ich aber ehrlich gesagt weniger involviert. Das sind eher Fragen, die unser Management oder die Kollegen beantworten könnten. Die kümmern sich um alles, was mit dem Label zu tun hat.

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Dann lass uns über eure Shows sprechen. Das ist doch auch tatsächlich ein viel spannenderes Thema. Eure Shows sind für große Bühnen konzipiert, mit aufwendigen Aufbauten und eindrucksvoller Kulisse. Dafür wart ihr schon immer bekannt und seid es natürlich noch. In Verbindung mit dem Thema Legenden: Stell dir vor, du könntest eine Legende auf der Bühne zum Leben erwecken. Welche Szene würdest du am liebsten visualisieren?

Thobbe: Das ist eine coole Vorstellung, auch wenn viele dieser Geschichten ursprünglich ziemlich düster sind. Ich würde wahrscheinlich Dracula wählen, oder besser gesagt Vlad der Pfähler. Wir haben ja auch das Lied Impaler, und in der modernen Kultur ist er eher zur Dracula-Figur geworden. Aber die historische Person war etwas ganz anderes. Es wäre spannend, diesen Kontrast auf der Bühne umzusetzen. Wir hatten kürzlich ein Bandmeeting über die kommende Europatour, also das Bühnenbild, die Effekte, alles. Es wird unglaublich. Ich hatte richtig Gänsehaut, als wir darüber gesprochen haben.

Dracula ist ja schon ein richtig düsteres Biest. Ziehen dich solche finsteren Motive eigentlich mehr an als die hellen und positiven?

Thobbe: Nicht unbedingt. Ein gutes Lied ist ein gutes Lied, ganz egal, ob es ein dunkles oder ein fröhlicheres Thema hat. Dunkle Songs können sehr intensiv und emotional sein, aber ein schnellerer, positiver Song kann dieselbe Wirkung haben. Es hängt einfach davon ab, worauf man gerade steht.

Viele Bands greifen aktuelle politische Konflikte in ihren Texten auf. Ihr bleibt konsequent bei historischen Themen. Warum nicht mal die Gegenwart als Inspiration nutzen?

Thobbe: Ganz einfach: Wir sind keine Politiker, wir sind Heavy-Metal-Musiker. Wir beschäftigen uns mit Kriegsgeschichte, Mythen und Legenden, also Themen, die tief in der Vergangenheit verwurzelt sind. Natürlich kann das manchmal in den Bereich der Spekulation übergehen, aber aktuelle Politik interessiert uns dabei nicht. Warum sollten wir auch? Unser Fokus liegt woanders.

Glaubst du, Musik kann den Leuten Hoffnung schenken – egal worum es geht, gerade in dieser verrückten politischen Welt?

Thobbe: Absolut. Musik kann Menschen in eine andere, imaginäre Welt entführen. Sie hat etwas Magisches, weil sie verbindet. Wenn man auf der Bühne steht und in die Menge blickt und da sind all diese Menschen, die aus demselben Grund da sind, wegen der Liebe zur Musik, dann spürt man das. Diese gemeinsame Leidenschaft, dieses Glück, das ist das, was Musik ausmacht.

Bei dem Strahlen und der Begeisterung, mit der du davon erzählst, könnte man fast meinen, dass dir Liveshows und die Bühne mehr Spaß machen als das Arbeiten im Studio. Würdest du das unterschreiben?

Thobbe: Ja, wahrscheinlich schon. Im Studio ist alles kontrolliert, man arbeitet an Details, malt mit den Instrumenten quasi ein Bild. Aber auf der Bühne kommt das Leben dazu: man trifft die Fans, schaut ihnen in die Augen, teilt Emotionen. Das ist für mich die wahre Magie der Musik, genau diesen Moment gemeinsam zu erleben.

Neues Album heißt für viele Künstler oft: Auge auf Zahlen, Verkäufe, Streams. Wie siehst du Social Media und Plattformen wie Spotify – Fluch oder Segen für Musiker?

Thobbe: Ich denke, es ist, was es ist. Wir leben nun mal in einer Zeit, in der Menschen solche Plattformen nutzen und auch lieben. In gewisser Weise ist das wie Musik selbst. Es verbindet Menschen auf der ganzen Welt. Du hast buchstäblich jedes Lied an deinen Fingerspitzen. Das ist der positive Aspekt. Natürlich bringt alles Gute auch Schattenseiten mit sich, aber insgesamt finde ich es phänomenal, dass Bands ihre Musik heute auf so einfache Weise mit der Welt teilen können.

Sabaton: „Wir verherrlichen keine Kriege – wir denken über Geschichte nach“

In euren Songs geht es oft um Helden, Schlachten und Legenden. Gerade heute, wo alles auf die Goldwaage gelegt wird, wie geht ihr damit um, dass manche das vielleicht auch als Verherrlichung missverstehen könnten?

Thobbe: Jeder darf die Texte auf seine Weise lesen, aber wir haben nie Kriege oder Gewalt verherrlicht. Uns geht es darum, Geschichte zu reflektieren und nicht, sie zu glorifizieren. Ich denke, das ist eine klare Botschaft: Wir erzählen Geschichten, um sie in Erinnerung zu halten, nicht, um sie zu feiern.

Ihr habt eine riesige Fangemeinde, darunter viele Geschichtsinteressierte. Fühlt ihr euch manchmal vielleicht auch wie heimliche Lehrer, die den Fans Geschichte beibringen, oder doch stets wie Entertainer, die die Show rocken und die Zuschauer bei Laune halten?

Thobbe: (lacht) Manchmal tatsächlich beides. In den USA kam nach einem Konzert einmal ein Geschichtslehrer zu uns und erzählte, dass er Sabaton-Songs im Unterricht verwendet hat. Seine Schüler hatten plötzlich bessere Noten, weil sie sich dank der Musik an Daten, Namen und Ereignisse erinnern konnten. Er meinte, die Lieder hätten Geschichte für sie lebendig gemacht. Das war für uns natürlich eine großartige Rückmeldung und zeigt, dass man mit Musik tatsächlich etwas vermitteln kann, eben auch Wissen.

Ich weiß, das ist jetzt so eine Standardfrage und gar nicht leicht zu beantworten, aber gerade deshalb finde ich sie total spannend. Gibt es auf dem neuen Album einen Song, der für dich persönlich heraussticht oder dir einfach mehr am Herzen liegt als die anderen? Wir alle haben ja so eine heimliche Nummer, die uns einfach mehr packt.

Thobbe: Ja, für mich ist es Lightning at the Gates. Ich habe den Song zusammen mit Joakim geschrieben, und das macht ihn besonders. Er ist emotional, sehr bombastisch, aber auch langsam und melodisch. Das Stück bedeutet mir persönlich viel, sowohl musikalisch als auch inhaltlich.

Wenn du eine echte Legende zum Sabaton-Konzert einladen könntest, wer wäre es und warum?

Thobbe: (lacht) Gute Frage! Ich bleibe bei den Klassikern, vielleicht Batman oder Darth Vader. Beide sind starke Figuren mit einer dunklen, aber faszinierenden Seite. Ich glaube, sie würden die Show genießen.

Zum Schluss: Gibt es etwas, das du deinen Fans noch sagen möchtest?

Thobbe: Auf jeden Fall. Ich möchte jeden, der das hier liest oder sieht, einladen, uns auf Tour zu besuchen. Die neue Show wird etwas ganz Besonderes. Wenn die Leute nach Hause gehen, sollen sie sich fragen: „Was haben wir da gerade erlebt?“ Genau dieses Gefühl möchten wir erzeugen.

Mehr zur Band Sabaton findet ihr in den Socials:

Redakteurin beim Paranoyd Magazin. Spezialisiert auf Interviews & Reviews, verbindet Literaturstudium mit Leidenschaft fürs Schreiben.

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