Als lowheaven im Frühjahr 2020 unter dem Eindruck der Pandemie und den strikten Ausgangsbeschränkungen ins Leben gerufen wurde, war bereits spürbar, dass hier etwas Intensives heranwächst. Das Quartett aus Toronto mit Dan Thomson am Gesang und an der Gitarre, Mikey Buchta am Bass, Alex Pley an Gitarre und Keyboards sowie Pat Pajak an der Gitarre formt einen Sound, der zwischen Post Hardcore, Screamo, Blackened Noise und Metal oszilliert. Doch lowheaven definieren sich weniger über eine Genrezuordnung, sondern vielmehr über die emotionale Kraft ihrer Musik. Mit „Ritual Decay“ legt die Band nun ihr Debütalbum vor, das am 29. August 2025 via MNRK Heavy erschienen ist und die rohe Energie einer Generation einfängt, die zwischen Isolation, Selbstzweifeln und dem Verlust von Glaubenssätzen nach einem Ausweg sucht.
Ritual Decay – dunkel, brachial und doch voller Emotionen
lowheaven liefern mit „Ritual Decay“ ein Debüt, das sich nicht so einfach in eine Schublade pressen lässt. Post Metal trifft auf Screamo, Post Hardcore, Noise und Alternative Rock – ein Mix, der gleichzeitig brutal, melancholisch und packend klingt. Die Songs leben von massiven Riffs, aggressiven Vocals und einem dichten Soundteppich, der immer wieder von melodischen Momenten aufgebrochen wird. Produziert wurde das Ganze von Brett Romnes in einer alten Kirche, inspiriert von Horrorfilmen, was der Platte die düstere, beinahe unheilvolle Atmosphäre verpasst.
Zwischen Schwere und Magie
Der Einstieg mit In Grievance legt sich schwer wie eine dunkle Wolke über den Hörer, bleibt aber spannend und zieht direkt hinein. Mit Chemical Pattern wird das Tempo angezogen. Härtere Riffs, wuchtige Growls und ein Schlagzeug, das kaum zu bändigen ist. Spätestens bei Amherst zeigen lowheaven jedoch, dass sie mehr können als nur volle Kante. Der Song klingt düster, aber auf eine magische, fast schwebende Weise, weniger getrieben von Gitarren und Drums, sondern von einer besonderen Stimmung, die im Kopf hängen bleibt.
Thematisch bewegt sich Ritual Decay zwischen Isolation, Selbsthass, der Verarbeitung von Trauma und dem Ringen um Akzeptanz. Diese Intensität trägt vor allem die Stimme von Dan Thomson, die wohl das markanteste Merkmal der Band ist. Mal verzerrt und voller Schmerz, mal klar und fast zerbrechlich, mal tief im Growl verankert – immer extrem emotional. Manchmal schießt das Ganze fast übers Ziel hinaus, sodass es erdrückend wirkt, statt zu berühren. Doch genau dieser Balanceakt macht das Album interessant.
Highlights und Wirkung
Ein weiteres Highlight ist der Song Violence, der sich von den übrigen Tracks absetzt. Dunkel, schwer und trotzdem emotional nahbar, schafft er es, die rohe Härte der Band mit einer fast schon zerreißenden Emotionalität zu vereinen.
Am Ende ist Ritual Decay kein leichtes Album, sondern ein intensives Erlebnis. Wer sich darauf einlässt, bekommt ein Werk, das tief unter die Haut geht, bedrückend und doch faszinierend zugleich.

