ENFYS – vielleicht die ersten (und einzigen?), die Deutschpop mit Metalcore vermengen! Das Ganze nennen sie „Popcore“ – ein Genre, das es so bisher nicht gab, aber definitiv bleiben sollte. Seit ihrer Neugründung Anfang 2024 haben sie ordentlich abgeliefert: energiegeladene Shows, fette Festival-Headliner-Gigs in Bayern und ein Highlight-Auftritt beim Sommer am Kiez in Augsburg. Grund genug für uns, die Band auf ein Gespräch einzuladen, um mehr über ihren ganz eigenen Sound zu erfahren und wie sie damit die Musikwelt aufmischen wollen.
Euer Sound vereint deutschen Pop mit Metalcore – das ist wirklich keine alltägliche Kombination. Wie kamt ihr auf die Idee, diese beiden Genres miteinander zu verbinden?
Laura: Die Band wurde ursprünglich von Flo und Tom gegründet, und beide kommen aus dem Metal- und Rock-Bereich. Ich selbst habe eine poppige Gesangsstimme und als ich dazukam, brachte das automatisch eine neue Richtung mit sich. Flo ist musikalisch sehr vielseitig, er hört wirklich alles – selbst Techno. Irgendwann kam dann die Idee, diese Elemente miteinander zu verknüpfen und auszuprobieren. Das Ergebnis hat uns alle begeistert.
Gerade weil eure Musik so einzigartig ist, kann es sicher auch herausfordernd sein, eure Nische zu finden. Wie nehmt ihr das wahr?
Laura: Ja, das ist definitiv eine Herausforderung. Da es unsere Art von Musik in dieser Form bisher noch nicht gibt, ist es schwieriger, sich auf dem Markt zu etablieren. Wir müssen erst herausfinden, wer unser Publikum ist und wo wir mit unserem Stil hingehören. Aber genau das macht es auch spannend.
Du wurdest in einem Review beim Paranoyd Magazin mit Sharon den Adel verglichen. Wie war das für dich, mit jemandem dieses Kalibers, und das sind ja schon verdammt große Fußspuren, verglichen zu werden? Wie hast du darauf reagiert?
Laura: Ich war total überwältigt! Die Jungs haben mir das in unsere Bandgruppe geschickt, und ich dachte nur: „Wow, echt jetzt?“ Das ist natürlich ein riesiges Kompliment. Gleichzeitig ist es auch ungewohnt, weil man sich selbst oft anders wahrnimmt als andere einen sehen.
Flo, jetzt mal an dich. Wenn du euren Sound in einem Satz beschreiben müsstest, wie würde der lauten?
Flo: Stell dir vor, Electric Callboy würden mit Nina Chuba einen Song schreiben – genau das ist unsere Musik!
Würdet ihr euch als Underground-Band bezeichnen? Es gibt Underground und es gibt natürlich auch Newcomer. Das eine ist eher nischig und das andere sucht noch seinen Platz. Wie ist es bei euch? Ich würde euch eher zu Newcomern zählen.
Flo: Da gebe ich dir im Prinzip vollkommen recht. Ich würde uns jetzt auch nicht im Underground-Bereich sehen. Unser Ziel ist es definitiv nicht, als eine komplett nischige Band wahrgenommen zu werden. Unsere Mischung aus Metalcore und deutschem Pop geht auch schon eher in Richtung Mainstream. Und das ist auch unser klares Ziel. Ich würde es so erklären, wir bauen zwar gerade unsere Nische noch aus, weil es den Stil in dieser Art jetzt noch nicht so gibt. Es gibt nicht viele Bands, die deutschen Pop mit Metal verbinden. Klar, es gibt Bands wie The Butcher Sisters, die in eine ähnliche Richtung gehen, oder Electric Callboy, die zunehmend deutsche Texte einsetzen. Aber gerade im Female-Fronted-Bereich ist das noch selten. Und unser Ziel ist es, dass diese Nische, die aktuell vielleicht noch ein bisschen undergroundig ist, sich mehr in den Mainstream- und Newcomer-Bereich entwickelt. Deshalb würden wir uns nicht als Underground-Band bezeichnen, sondern eher als eine Band, die sich im Mainstream etabliert.
Ihr seid ja tatsächlich auch noch eine sehr junge Band. Quasi neu gegründet?
Flo: Genau, wir haben 2019 mit der Band angefangen – allerdings unter einem ganz anderen Namen, mit einer anderen Musikrichtung, einer anderen Ausrichtung und auch einer komplett anderen Besetzung. Über die Jahre gab es dann einige Besetzungswechsel, und unser Stil hat sich weiterentwickelt. Anfang 2024 entstand daraus Enfys.
Ihr hattet also davor schon ordentlich musikalische Erfahrung?
Flo: Ja, definitiv. Tom und ich waren vorher schon in der ursprünglichen Band aktiv, allerdings klang das damals noch ganz anders. Wir haben eher in Richtung Pop-Rock gearbeitet. Aber da Tom und ich immer schon aus dem Metal/Core-Bereich kamen, wollten wir das stärker in unsere Musik einbringen. Das wollten wir unbedingt mit Deutschpop verbinden – das ist ja der Bereich, aus dem Laura kommt. So haben wir versucht, unseren eigenen Sound zu kreieren.
Welche Künstler oder Bands haben euch dabei besonders beeinflusst? Da hast du vorhin schon einige Bands erwähnt. Kann man die so stehen lassen? The Butcher Sisters, ja oder nein?
Flo: Tatsächlich haben die auch einen gewissen Einfluss. Wir planen in Zukunft einige Features mit männlichen Sängern, die Rap-Parts und Shouts beisteuern – da geht es schon in eine ähnliche Richtung. Aber wer uns definitiv beeinflusst hat, waren Electric Callboy – vor allem, was die elektronischen Elemente angeht – sowie Bands wie Parkway Drive, As I Lay Dying, Within Temptation, Amaranthe oder Spiritbox. Gerade diese modernen Metalcore-Bands haben unsere beiden Gitarristen über die Jahre stark geprägt und beeinflussen unser Songwriting. Was den poppigen Bereich angeht, da kann Laura wahrscheinlich mehr sagen.
Das wäre nämlich jetzt auch meine Idee. Laura, welche musikalischen Einflüsse bringst du mit ein?
Laura: Ich bekomme oft zu hören, dass wir ein bisschen wie eine modernere Version von LaFee klingen. Ich kenne ihre Musik selbst nicht so gut, aber ein paar Songs fand ich interessant. Auch Bands wie Silbermond haben sicherlich eine gewisse Ähnlichkeit – zumindest vom Gesangsstil her. Ich bin auch keine klassische Rapperin wie Nina Chuba, aber auch da schaut man sich vielleicht was ab.
Wäre es für dich eine Option, Rap-Elemente stärker einzubauen?
Laura: Ja, auf jeden Fall! Warum nicht?
Gibt es Genres, die für euch gar nicht infrage kommen?
Laura: Jazz zum Beispiel kann ich mir für uns nicht so wirklich vorstellen. Aber wir sind grundsätzlich offen für Experimente.
Wie sieht es bei euch mit dem Songwriting aus? Wer schreibt die Texte?
Laura: Bevor ich zur Band kam, hat Flo die meisten Texte geschrieben. Seit ich dabei bin, arbeiten wir oft gemeinsam daran. Manchmal schreibe ich auch alleine. Es kommt immer darauf an, wer gerade eine Idee hat. Elias, unser Drummer, war ebenfalls schon beim Songwriting beteiligt.
Gibt es wiederkehrende Themen in euren Texten? Oder auch Themen, die ihr gar nicht anschneidet? Vielleicht Politik? Da kann man sich als Band natürlich auch schön ins Abseits schießen, weil es natürlich so ein heißes Thema ist.
Laura: Wir schreiben über das, was uns beschäftigt – das können persönliche Erlebnisse, Emotionen oder gesellschaftliche Themen sein. Auch Politik. Uns wird tatsächlich auch oft nachgesagt, dass die Texte teilweise sehr politisch verstanden werden können. Natürlich ist das immer Auslegungssache, aber wir haben zum Beispiel den Song Uns lieben. Das ist ein Antikriegssong, in dem wir darüber erzählen, dass wir Frieden für die Welt wollen und dass der Krieg endlich enden soll. Und das würde ich schon als politische Botschaft sehen. Aber hauptsächlich geht es in unseren Texten oft um zwischenmenschliche Themen. Damit können sich auch viele einfach gut identifizieren.
Gibt es einen Song, der dich als Sängerin besonders herausfordert – sei es emotional oder stimmlich?
Laura: Ich wärme mich vor jedem Gig auf, weil das einfach der Stimme guttut. Aber ich habe festgestellt, dass der Song, den ich alleine geschrieben habe, für mich der herausforderndste ist. (lacht)
Welcher Song ist das?
Laura: Der Song heißt Systemsprenger. Das war auch der Letzte, den wir veröffentlicht haben.
Was macht ihn so besonders anspruchsvoll?
Laura: Er ist extrem schnell und hat unglaublich viel Text. Da muss ich wirklich auf meine Atmung achten, damit ich hinterherkomme. Gleichzeitig will ich auf der Bühne natürlich Stimmung machen und mit dem Publikum interagieren. Aber genau das macht es schwierig – ich muss die Balance finden, um genug Luft fürs Singen zu haben. Das ist echt eine Herausforderung.
Was sind eure nächsten Schritte? Stehen Album, Tour oder Festivals an?
Flo: Ja, auf jeden Fall! Unser Plan ist es, alle sechs bis acht Wochen einen neuen Song zu veröffentlichen – ganz nach dem Motto, wie man es 2025 macht. So bleiben wir im Streaming-Spiel relevant und können unsere Zuhörerschaft kontinuierlich vergrößern.
Wird es dann auch ein Album geben?
Flo: Genau, im Herbst soll das Ganze in einem Album gipfeln. Wir werden dann noch zwei bis drei neue Songs hinzufügen und das Album richtig groß veröffentlichen. Aber bis dahin setzen wir auf die Single-Release-Strategie.
Wie sieht es mit Live-Auftritten aus?
Elias: Wir haben bereits 10 bis 12 Gigs für 2025 fix gebucht und arbeiten daran, noch mehr Shows zu organisieren. Außerdem haben wir viele Anfragen für Festivals draußen – da müssen wir jetzt schauen, was sich ergibt.
Vielen Dank für den spannenden Einblick.
Mehr zu Enfys findet ihr in den Socials.
- Pop Evil: „What Remains“ – Hart, düster, kompromisslos - März 17, 2025
- Enfys – „Eskalation“: Metalcore trifft Party-Vibes - März 14, 2025
- Watch Me Rise: A Decade Full of Setbacks and Mistakes - März 5, 2025