„PUT YOUR MIDDLEFINGERS IN THE AIR“! Slipknot auf Jubiläumstour in Stuttgart!

Wir schreiben das Jahr 1999: Ein Haufen durchgeknallter, maskierter Männer stürmt die Bühnen dieser Welt. Im Gepäck aggressiver Metal und eine unglaubliche, fast schon selbstzerstörerische Bühnenpräsenz. Slipknot veröffentlichen ihr erstes Album.

25 Jahre später: Die Band gehört zur Speerspitze des internationalen Metals und hat sich mit vielen Hits in die Herzen der Fans gespielt. Um das zu feiern, geht die Band auf Jubiläumstour und machte unter anderem in der Schleyerhalle Stuttgart halt. Mit dabei ein echtes Sahnestück: Bleed from Within aus Schottland durften den Abend eröffnen.

„Der Opener war scho solide“, musste ich mir nach dem Konzert auf dem Weg zum Auto von Konzertbesuchern anhören… Solide? Sorry, aber nein! Bleed from Within sind weitaus mehr als das! Bleed from Within sind meiner Meinung nach eine Band, der viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird! Umso größer war für mich die Freude, als ich erfuhr, dass sie für Slipknot den Abend eröffnen würden!

Die Jungs aus Schottland sprühten vor Spielfreude und Energie. Der Sound war im Innenraum leider problematisch, auf den Rängen dafür perfekt. Neben Songs der letzten Platte, hatten die Schotten auch ihren neuesten Song „In Place Of Your Halo“ am Start, bei dem sehr geschmackvoll Dudelsacksamples verarbeitet wurden! Ein bisschen Braveheart-Stimmung machte sich breit. Als letzten Song hauten sie ihren Mitsing-Hit „The End Of All We Know“ raus, bei dem zumindest die ersten Reihen anfingen, mitzugröhlen! Bitte bald wieder eine Headliner-Tour!

Um 21 Uhr erklang dann endlich das Intro zum Auftritt von Slipknot über die PA! Das Bühnenbild in grünes Licht getaucht, erinnerte es sofort an frühere Zeiten: Riesiger Backdrop mit dem Slipknot-Schriftzug, Banner mit dem Logo an den Seiten… Geil! Als dann die Band in roten Overalls die Bühne betrat, wurde schnell klar, dass sich die Designer an den Kindheitsklamotten der Band bedient hatten. Back to the Roots, ist das Motto! So auch bei der Setlist! Auf dem Programm stand das Album „Slipknot“ in voller Länge. Aber auch „nur“ das. Dazu aber später mehr.

Nach dem Intro folgte der Opener des Albums „(sic)“. Mit wuchtigem Sound ging es los! Großen Anteil daran hat der neue Drummer: Eloy Casagrande! In der Drummerszene als kraftvoller Drummer bekannt, verhilft er den Songs zu neuer Stärke und hier und da etwas Finesse. Vor der Pandemie war Slipknot mein letztes Konzert. Und damals versprühte die Band nicht annähernd die Energie, die sie auf der Bühne zeigten. Eindeutig ein Versuch, an die wilden Zeiten anzuknüpfen! Was heißt hier Versuch?! Die inzwischen alten Herren sprühen vor Energie. Das Zusammenspiel, auch unter den neueren Bandmitgliedern, wirkte harmonisch. Na ja, falls man bei Slipknot und deren Bühnenperformance von Harmonie sprechen sollte.

Nach dem Opener folgte wie auf dem Album „Eyeless“ und darauf der Klassiker „Wait and Bleed“, der für den vorerst einzigen Mitsingmoment des Sets sorgte. Besonderheit war der Sid-Wilson-Remix des Songs „Tattered & Torn“, der das Set teilte.  Als der Sänger Corey Taylor das Wort an Sid Wilson übergeben wollte, unterbrach ihn dieser und forderte die Menge auf, für Corey „Happy Birthday“ zu singen, da dieser seinen 51. Geburtstag hatte. Gänsehautmoment! Den Rest des Albums lieferte die Band mit Energie und Spielfreude mitreißend ab! Der Konzertabend endete mit den Klassikern „Spit it out“ und „Surfacing“, bei dem standesgemäß die Mittelfinger in die Luft gestreckt wurden. Den Knopf machte der Song „Scissors“ dran, der schon ewig nicht mehr live performt wurde.

Wie eingangs erwähnt, endete hier tatsächlich das Konzert. Und das sehr plötzlich und wenig stimmungsvoll! Praktisch mit dem Schlussakkord standen schon die ersten Stagehands auf der Bühne, um der Jubiläumsparty den Saft abzudrehen. Das hätte man schöner gestalten können! Außerdem wären ein paar Klassiker aus den letzten Jahren schöner gewesen als den Konzertabend durch Einspieler und Bühnen Auf- und Abgänge zu stretchen. Vor allem, wenn man den Eintrittspreis des Konzerts bedenkt.

Alles in allem trotzdem schön, Slipknot wiedererstarkt zu erleben und etwas von der früheren Energie zu spüren, welche die Band in den ersten Jahren aus und groß gemacht hat. Außerdem waren die Schotten Bleed from Within trotz der Soundprobleme ein mega Support! Mehr davon!

Slipknot

Bleed From Within