Das Einzige, was in der Welt von LEPROUS konstant bleibt, ist der Wandel. Die 2001 im norwegischen Notodden gegründete Band war von Anfang an bestrebt, ihren eigenen Weg zu finden. Mit Inspirationen aus allen Bereichen des musikalischen Spektrums entwickelte sich ihr Sound zu einer kistenweisen Sorte progressiven Metals, der vor Virtuosität strotzte und sich durch akribische Songarbeit auszeichnete. In den letzten zwei Jahrzehnten haben sich Leprous als Schwergewichte in der Alternative- und Prog-Welt etabliert. Von der aufkeimenden Genialität des Debütalbums Tall Poppy Syndrome (2009) und dem viel gelobten Nachfolger Bilateral (2011) bis hin zu neueren Kreationen wie dem schrägen Prog-Metal-Spektakel The Congregation (2015) und dem 2019er-Album Pitfalls – alles, was die Band veröffentlicht hat, hat ihre Ambitionen weiter befeuert und gleichzeitig ein immer größeres Publikum von Bewunderern aus der ganzen Welt überzeugt.
Leprous, die regelmäßig für ihr Charisma und ihr Können als Live-Band gefeiert werden, haben sich durch die schiere Qualität ihrer Arbeit stetig einen Namen gemacht. Ihr jüngstes Album, Aphelion (2021), war ein besonders einfallsreiches und unvorhersehbares Werk, das noch mehr begeisterte Kritiken erhielt und versprach, aus dem selbstverständlichen Schwung der Band Kapital zu schlagen. Wie alle anderen mussten auch Leprous eine weltweite Pandemie und die vorübergehende Einstellung aller Tourneen verkraften, aber mit ihrem gewohnten Enthusiasmus für den kreativen Prozess hat die Arbeit nie aufgehört. Im Jahr 2024 werden sie ihr bisher fesselndstes und eindrucksvollstes Album veröffentlichen: Melodies Of Atonement. Und genau das werde ich mir jetzt anhören!
Mystischer Start mit „Silently Walking Alone“
Der erste Song „Silently Walking Alone“ wirkt auf mich sehr schwer und mystisch, hat aber auf jeden Fall das „gewisse etwas“. Der Refrain überrascht mich sehr, der Sänger Einar Solberg hat eine starke, sonore Stimme und bringt die Dramatik des Liedes wirklich gut rüber. Mit „Atonement“ geht es weiter und ich höre hier Gitarren, die diesen Song verstärkt untermalen. Dieser Song ist manchmal stärker, dann habe ich das Gefühl, dass er sich wieder etwas zurückzieht, um sich dann wieder voll zu entfalten. Der Refrain ist sehr stark und fährt Achterbahn im Gehörgang. „My Specter“ beginnt sehr langsam und vermischt sich mit der hohen Stimme von Einar Solberg. Nach ca. 1:45 Min. wird der Song deutlich rockiger, geht dann aber wieder in den ruhigeren Teil über. Das bleibt bis zum Ende so. Auch hier wirkt der Song auf mich mystisch.
Auch „I hear the Sirens“ beginnt sehr ruhig, aber ich ahne, dass es nicht so bleiben wird. Und ich hatte Recht. Aber der Song steigert sich langsam zur Ekstase. Ab der zweiten Minute entfaltet sich der Song und zeigt, was in ihm steckt. Auch „Like a sunken Ship“ entfaltet sich erst nach einem ruhigeren Beginn. Zuerst hat mich dieser Song nicht gepackt, aber ich bin überrascht, wie Metal-lastig er doch wird und sogar Screams erwarten mich. Das hat das Ruder noch einmal herumgerissen. Mit „Limbo“ kommen wir zum sechsten Song des Albums! Dieser holt mich jetzt nicht ab, aber das macht nichts und tut dem Album bisher auch nicht weh. Hier fehlt mir jetzt irgendwie „die Überraschung“ im Song, wie er sich entwickelt. Mit „Faceless“ geht es direkt weiter. Untermalt von dezenten Pianoklängen stellt man sich vor, wie man gemütlich in einer Bar sitzt und etwas trinkt. Doch dann ändert sich das ab 2:15 min und der Song wird deutlich rockiger und Sänger Eric bringt die Botschaft von „Faceless“ intensiver rüber. Zwischendurch wird der Song aber auch wieder ruhiger. Das wechselt sich bis zum Ende des Songs immer wieder ab.
„Starlight“ klingt für mich sehr dramatisch, aber es hat etwas. Die Mischung aus Dramatik und dem düsteren, mystischen Sound macht diesen Song besonders. Ein tolles Gitarrensolo unterstreicht das Ende noch einmal und holt einen von der Dramatik wieder ab und lässt einen entspannt in den vorletzten Song „Self-Satiesfied Lullaby“ starten. Dieser wirkt auf mich leicht elektronisch angehaucht und wird zu Beginn von einem Chor aus Stimmen begleitet, bis die Stimme des Sängers alleine einsetzt und leise und angenehm vor sich hin singt und einen in eine andere Atmosphäre schickt. „Unfree My Soul“ ist der letzte Song des Albums. Hier beweist Eric noch einmal, wie vielseitig seine Stimme ist und wie er sie einfach perfekt beherrscht. Mal ruhiger, mal rockiger geht es hier zu. Aber alles dezent und angenehm.
Fazit:
Es ist ein tolles Album mit vielen verschiedenen Soundeffekten und einer stimmlichen Achterbahnfahrt. Ich kannte die Band vorher nicht und ich finde, dieses Album geht mehr in die Richtung Alternative Rock, als in den Progressive Metal. Im Nachhinein empfinde ich das Album als sehr angenehm und wenn ich genau beschreiben müsste, was einen bei „Melodies Of Atonement“ erwartet, würde ich sagen, dass es eine Mischung aus Sleep Token und Depeche Mode ist. So wirkt es auf mich persönlich. Insgesamt hat mich das Album nicht abgeholt, aber es ist auf jeden Fall etwas für diejenigen, die auf solideren Progressive Metal stehen und auf Alternative Rockmusik!
Das Album „Melodies Of Atonement“ erschien am 30.08.2024 via InsideOutMusic / Sony Music und kann HIER bestellt werden!
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