Thrash Metal Inferno in Stuttgart – Testament, Obituary, Destruction und Nervosa sorgten für ein unvergessliches Metal-Gewitter
Stuttgart, 13. Oktober 2025. Schon beim Betreten des LKA Longhorn war mir klar, dass dieser Abend mehr als nur ein weiteres Tour-Date werden würde. Die Atmosphäre war elektrisch, die Luft dicht und vibrierend vor Vorfreude. Ich stand im Fotograben, als die Lichter ausgingen und der Vorhang für die „Thrash of the Titans“-Tour fiel und wusste sofort, dass das hier einer dieser Abende sein würde, über die man noch lange spricht.
NERVOSA UND DESTRUCTION: DER AUFTAKT ZUR VERNICHTUNG
Den Anfang machten Nervosa, die kurzfristig für Goatwhore eingesprungen waren. Die Brasilianerinnen lieferten eine kompromisslose Show ab, die alles andere als Lückenfüller war. Vom ersten Riff an peitschte ihr thrashiger Death-Sound durch die Halle. Ich beobachtete die Band aus nächster Nähe und war beeindruckt, wie präzise und fokussiert sie aufspielten. Die Energie sprang sofort auf das Publikum über, erste Pits bildeten sich, während Prika Amaral mit wütender Entschlossenheit über die Bühne fegte.

Dann wurde es ernst: Destruction traten an und verwandelten das LKA Longhorn in ein Inferno. Schmier und seine Mannen lieferten, was man von einer Band ihrer Klasse erwartet. Knochentrockenen, rasenden Thrash Metal mit einer Präzision, die fast unheimlich war. Ich stand leicht seitlich zur Bühne, direkt im Schallkegel, und spürte förmlich, wie der Bass durch den Boden vibrierte. Jeder Song saß, jede Ansage war ein Stich ins Herz der Metal-Geschichte. Das war deutsche Thrash-Schule, roh, ehrlich und ohne Showeffekte.
OBITUARY: DER TOD GROOVTE SICH INS GEDÄCHTNIS
Nach einer kurzen Umbaupause verdunkelte sich der Saal, und Obituary übernahmen das Kommando. Die Floridianer feierten das 35-jährige Jubiläum ihres Klassikers „Cause of Death“, und schon nach den ersten Takten war klar, warum dieses Album bis heute als Meilenstein gilt.
John Tardys unverwechselbare Stimme, dieses raue, grollende, fast beschwörende Organ füllte den Raum mit purer Urgewalt. Ich sah ihm aus dem Graben direkt ins Gesicht und war beeindruckt, wie mühelos er diese Intensität abrief. Die Riffs waren schwer und tief, der Groove beinahe körperlich spürbar. Songs wie „Chopped in Half“ oder „Body Bag“ rollten wie ein Panzer über die Menge hinweg.
Besonders stark war der Moment, als sie „Circle of the Tyrants“ anstimmten. Ein ehrliches, donnerndes Tribut an Celtic Frost, die auch im LKA Longhorn Stuttgart zusammen mit Kreator, Legion of the Damned und Watain das letzte Mal 2007 gespielt haben. Es war einer dieser Augenblicke, in denen man spürte, wie sehr diese Musik über Jahrzehnte hinweg verbindet. Obituary wirkten frisch, fokussiert und hungrig als hätten sie gerade erst angefangen.
TESTAMENT: DIE GÖTTER DES THRASH ZEIGTEN, WER HIER HERRSCHTE
Als schließlich Testament die Bühne betraten, war das LKA längst am Kochen. Ich stand diesmal etwas abseits, um das volle Klangbild aufzusaugen und es war ein Orkan. Vom ersten Riff an war klar, dass Chuck Billy und seine Mitstreiter heute nichts anbrennen lassen würden.
Die Setlist war eine perfekte Mischung aus Klassikern und neuem Material. „Low“, „The New Order“ und „Practice What You Preach“ jagten durch die Halle, und dazwischen tauchten neue Songs vom kommenden Album „Para Bellum“auf, die sich mühelos einreihten.

Eric Peterson und Alex Skolnick lieferten Gitarrenduelle, die an Präzision und Dynamik kaum zu übertreffen waren. Steve DiGiorgio am Bass war wie immer eine Naturgewalt, und Chris Dovas trieb die Songs mit fast schon unnatürlicher Kraft nach vorne. Chuck Billy stand breitbeinig am Bühnenrand, schwenkte das Mikro wie ein Kriegshammer und fauchte ins Publikum, als ginge es um Leben und Tod.
Ich sah die Fans, wie sie jeden Takt feierten, jedes Solo aufsogen. Es war pure Hingabe von der Band und vom Publikum. Testament hatten Stuttgart fest im Griff.
FAZIT: EIN THRASH-METAL-INFERNO FÜR DIE EWIGKEIT
Vier Bands, vier unterschiedliche Facetten des Extrem-Metal, aber ein gemeinsames Ziel: das LKA Longhorn in Trümmern zu hinterlassen. Und genau das war passiert.
Ich verließ die Halle mit dröhnenden Ohren und einem breiten Grinsen. Der Boden war klebrig, die Luft schwer, und überall sah man zufriedene, erschöpfte Gesichter. Testament, Obituary, Destruction und Nervosa hatten an diesem Abend gezeigt, dass Metal keine Nostalgie braucht, um lebendig zu sein.
Es war ein Abend, an dem alles stimmte: Sound, Energie, Stimmung. Kein überflüssiger Firlefanz, nur pure, ehrliche Musik. Für mich war dieser Abend eine Erinnerung daran, warum ich diesen Job mache, weil es solche Nächte sind, die man nie vergisst. Stuttgart war an diesem 13. Oktober das Epizentrum des Thrash Metal.
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Orbituary
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