Mit seinem Debüt „Who I Am“ hat Cory Marks 2020 die Country-Rock-Welt gehörig durchgerüttelt. Am 3. Oktober legte er mit seinem zweiten Album „Sorry For Nothing“ nach. Cory Marks wirkt wie ein Bindeglied zwischen zwei Welten: Er verankert den Country fest wie ein solides Fundament und lässt den Rock darauf nach Herzenslust explodieren. Das Ergebnis ist bei Cory Marks eine stilistische Gratwanderung, mal voller Energie, mal zum Mitwippen. Im Interview mit dem Kanadier wollte ich mehr erfahren über Country, Erfolg und warum manchmal gerade eine wilde Mischung der Genres genau ins Schwarze trifft.
Dein neues Album heißt „Sorry For Nothing“. Was bedeutet dieser Titel für dich? Trotz, Selbstbewusstsein oder eher Selbstschutz?
Es ist ein bisschen von allem, aber vor allem bedeutet es, dass ich weiß, dass ich die beste Musik mache, die ich kann, auf die Art und Weise, wie ich sie machen möchte, ohne eingeschränkt zu werden oder mir sagen zu lassen, ich müsse „in eine Schublade passen“ oder eine bestimmte Richtung wählen.
Das Musikgeschäft wird allerdings immer härter. Streaming-Druck, politische Polarisierung, Social-Media-Lärm. Wie gehst du mit diesen Herausforderungen um?
Auf die einzige Art und Weise, wie ich es kann: Ich schreibe weiter, spiele weiter und verbinde mich durch meine Musik und meine Shows mit den Menschen.
Country erlebt gerade ein großes Comeback, oder? Nicht zuletzt durch Beyoncés Album „Cowboy Carter“. Warum glaubst du, dass das Genre wieder so gefragt ist?
Country-Musik ist meiner Meinung nach momentan tatsächlich ein wenig verloren, und ich denke, die Industrie versucht herauszufinden, wie sie „groß rauskommen“ kann oder dieses Comeback schafft. Die großen Plattenfirmen investieren viel Geld und bringen Pop-Stars ein, koppeln sie an ihre Künstler, lenken dabei aber vom eigentlichen Country-Sound weg. So entsteht dieser sogenannte Pop-Country, der für mich oft sehr ähnlich klingt. Deshalb klingt für mich auch 80 % davon gleich. Dann gibt es aber die Leute wie Zach Top, Cody Johnson, sie machen nicht nur Country-Musik, sondern großartige Songs und Musik. Genau das braucht Country… und vielleicht ein bisschen mehr Grit und Rock 😉

Credit: Ed Regan
Cory Marks zwischen zwei Welten: Rock oder Country?
Du wirst als Brücke zwischen Rock und Country gesehen. Wenn du dich für eines von beiden entscheiden müsstest, wäre das überhaupt möglich? Und wenn ja, warum dieses?
Ich würde mich für mich selbst entscheiden. Ich schreibe und spiele weiter das, was ich kenne und liebe und hoffe, die Welt hält es einfach für gute Musik oder sogar großartige Musik, ohne es in eine Schublade zu stecken.
Viele deiner Songs handeln von Freiheit und Durchhaltevermögen. Gab es Momente, in denen du selbst kurz davor warst, aufzugeben?
Zu viele Male. Ich versuche immer, schwierige Zeiten und Enttäuschungen als Treibstoff für mein Feuer zu nutzen. Sie geben mir den Antrieb, weiterzumachen. Vielleicht kann diese Motivation nicht nur mir helfen, sondern auch jemand anderem da draußen, der meine Musik oder einen Song hört.
Was müsste passieren, damit du in zehn Jahren sagen kannst: Es hat sich gelohnt, Musiker zu sein. Oder fühlst du das vielleicht schon jetzt?
Man muss das große Ganze sehen und von Anfang an träumen, denn es ist wirklich eine Achterbahnfahrt und unberechenbar. Aber man muss einfach weitermachen. Ich hoffe, dass ich in fünf Jahren sagen kann, dass sich alles gelohnt hat. Für die ausverkauften Venues, die Hitsongs und die besondere Verbindung zu meinen Fans auf der ganzen Welt. Ich reise von Show zu Show, oft im Bus oder im Flugzeug, nur um pünktlich vor Ort zu sein.
Für dich, ist der größte Erfolg, Stadien zu füllen, oder findest du die wirkliche Erfüllung in den kleineren Momenten, zum Beispiel wenn ein Fan dich nach der Show umarmt und sagt: Dein Song hat mir durch eine schwere Zeit geholfen?
Nun, ich werde dir von den Stadien erzählen, wenn ich dort angekommen bin! (lacht) Aber alles ist wichtig, und die Verbindung zu Fans auf diese Weise ist besonders und entscheidend für mich und der Grund, warum ich das tue. Du bist nicht allein, und die Musik ist nur einen Klick entfernt!
Viele Künstler kämpfen damit, wie sehr sie sich dem Markt anpassen sollen. Wo ziehst du die Grenze zwischen künstlerischer Freiheit und kommerziellem Druck?
Mach einfach weiter mit dem, was du tust. Solange es das ist, was du wirklich willst, und solange du es auf deine eigene Art machst, bleib dabei.
Gibt es Momente, in denen du denkst: „Das ist hart, ein normaler Job wäre einfacher“ und wenn ja, was bringt dich jedes Mal wieder auf die Bühne?
Dieses Gefühl. Dieser Traum und dieser Kick, der einem alles gibt. Ganz zu schweigen von der Angst, zurückzublicken und zu merken, dass man kurz davor aufgegeben hat, den Diamanten zu erreichen… und jetzt hat ihn jemand anderes.
Zum Abschluss eine leichtere Frage: Wenn du plötzlich im Wilden Westen aufwachen würdest, welchen deiner Tracks würdest du den Cowboys vorspielen?
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