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Corbian: Laut gegen Mobbing und Stillstand!

Corbian: Laut gegen Mobbing und Stillstand!

Corbian, das ist kompromissloser Metal direkt aus Offenbachs dunklem Herzen. Nach einigen Umbesetzungen sitzt Corbian wieder bombenfest im Sattel und hat mit ihrer Single „Save Yourself“ den Startschuss für eine neue Ära gegeben. Am 7. Oktober folgte mit „Become The Villain“ der nächste Kinnhaken. Thematisch düster, musikalisch wuchtig. Ging es beim Vorgänger noch um zerstörerische Liebe, zieht Corbian jetzt das Spotlight auf Mobbing und das ist ein Thema, das weh tut, aber angesprochen werden muss. Wer sensibel auf harte Inhalte reagiert, sollte besser vorsichtig sein. Im Gespräch mit Frontmann Nils und Bassist Aron ging’s tief hinab in menschliche Abgründe, toxische Dynamiken und die Schattenseiten des digitalen Zeitalters.

„Wir wollten unser Chaos endlich hinter uns lassen“

Ihr habt vor eurer letzten Single „Save Yourself“ von einer neuen Ära gesprochen, die damit für euch beginnen sollte. Was genau bedeutet das für euch als Band?

Nils: Mit „neue Ära“ meinen wir, dass sich personell vieles verändert hat und wir mit der alten Phase der Band abschließen wollten. Nach einigen Besetzungswechseln haben wir gemerkt, dass es Zeit ist, uns neu zu sortieren, mit mehr Sinn, Struktur und vielleicht auch einem einheitlicheren Sound. Wir wollten einfach mal was Neues anfangen und uns trauen, harmonischer zusammenzuspielen.

Klingt, als hättet ihr früher eher chaotisch gearbeitet?

Nils: (lacht) Ja, total. Wir waren ein ziemlicher Haufen, anarchisch trifft es ganz gut. Das hatte zwar seinen Charme, aber wir waren schwer greifbar für die Leute. Irgendwann hat uns das selbst gestört. Wir wollten einfach klarer zeigen, wer wir sind und wofür wir stehen.

Eure neue Single Become The Villain greift ein starkes Thema auf: Mobbing und wie aus Opfern Täter werden. Wie autobiografisch ist das?

Aron: Es ging zunächst eigentlich um das Thema Suizid, dass Mobbingopfer so verzweifelt sein können, dass sie keinen Ausweg mehr sehen. Später haben wir das Konzept umgedreht: Was passiert, wenn aus Opfern Täter werden.

Nils: Autobiografisch ist es zum Teil. Wir selbst waren in der Schulzeit tatsächlich eher Außenseiter, aber keine direkten Mobbingopfer. Trotzdem haben wir es bei anderen erlebt, auch im Freundeskreis.

Diese Thematik erinnert ein bisschen an die Entwicklung im Film Joker. Dort sieht man auch, wie Isolation und Ausgrenzung Menschen verändern können. Man muss nicht unbedingt aktiv gemobbt werden, um sich entfremdet zu fühlen. Viele Tätergeschichten beginnen mit dieser Art von Schmerz. Es ist aber wieder ein dunkles Thema bei euch. In „Save Yourself“ ging es um toxische Liebe und eigene Täteranteile, jetzt Mobbing. 

Nils: Die Themen sind uns wichtig. Wir wollen uns nicht einfach zurücklehnen und ein Musikvideo in einer leeren Fabrikhalle mit Neonlichtern und milchigen Schleiern drehen, wie man es oft sieht. Wir sind lieber die Buhmänner und sprechen lieber ein Thema an, das uns wirklich am Herzen liegt und vielleicht auch einen Mehrwert für die Zuschauer bietet.

Aron: Aber als ich meiner Freundin von der Thematik erzählt habe, meinte sie auch gleich: „Passt auf, dass ihr Täter nicht glorifiziert!“ Aber das tun wir natürlich nicht. Uns geht es darum zu zeigen, wie diese Dynamiken entstehen, nicht darum, sie gutzuheißen.

Ihr sprecht da ein gesellschaftlich brisantes Thema an. Online gibt es ja auch genug Hate und Mobbing.

Nils: Absolut. Mir fällt jetzt auch gerade der Film namens Adolescence ein, in dem ein Zwölfjähriger nach einer Zurückweisung im Internet immer weiter in radikale Online-Communities abrutscht, bis etwas Schreckliches passiert. Genau das wollen wir thematisieren: wie das Internet manche Menschen auf gefährliche Wege führt und wie viel Schaulust und Gleichgültigkeit da mitschwingt. Nicht alle im Internet meinen es gut mit dir.

Stichwort Gleichgültigkeit! Stumpfen wir als Gesellschaft ab? Heute gibt es Livestreams, in denen Menschen leiden oder sterben und andere sehen einfach zu oder weg. 

Nils: Bestimmt. Wir verteilen unser Mitgefühl ja auch oft nur noch selektiv, je nachdem, ob uns jemand sympathisch ist oder nicht. Ich finde das erschreckend. Leid ist Leid, egal, wen es betrifft. Doch viele werten es ab, wenn es nicht zur eigenen Meinung passt. Da gibt es genug neuzeitliche Beispiele.

Corbian: „Man sollte öfter einfach den Stecker ziehen – auch mal offline gehen“

Ein weiteres sensibles Thema wäre in diesem Fall jetzt Selbstjustiz. Wenn wir damit anfangen, dann würde ja die ganze Welt brennen. So wie im Film The Purge, nur im echten Leben. Ich finde, das ist ein ganz zentraler Punkt. Nur weil jemand nicht meiner Meinung ist oder radikale Ansichten hat, gibt mir das noch lange nicht das Recht, loszuziehen und jemanden zu verletzen. Auch wenn man das Gefühl hat, jemand handelt falsch, Gewalt ist nie die Lösung. Ihr seid ja auch als Band in den sozialen Medien unterwegs. Habt ihr schon negative Erfahrungen gemacht oder sogar Hasskommentare bekommen?

Nils: Zum Glück nicht wirklich. Wenn, dann sind es eher Seitenhiebe von anderen Künstlern oder Bands. Aber die sind meistens so diskret, dass sie sich nicht direkt äußern. Stattdessen hört man über Dritte, dass irgendwo schlecht über uns geredet wurde. Direkte Konfrontation gab es bisher nie, es bleibt bei Gerüchten und Getuschel im Hintergrund.

Das klingt nach klassischem Online-Gehabe, viel reden, aber nichts direkt sagen.

Nils: Ja, genau. Meistens sind das Leute, denen es selbst nicht gut geht. Viele kompensieren Minderwertigkeitskomplexe, indem sie andere runterziehen. Das ist kein neues Phänomen, das gab es schon immer, nur hat das Internet die Bühne dafür größer gemacht.

Ihr habt gerade ein gutes Stichwort gegeben: das Internet als Bühne. Euer Song beschäftigt sich ja auch genau damit. Welche Botschaft wollt ihr mitgeben, besonders an Menschen, die selbst Mobbing oder Ausgrenzung erleben?

Nils: Uns war wichtig zu zeigen und zu sagen, dass das Internet nicht der Ort ist, an dem man vielleicht wirklich Hilfe findet. Die Leute dort meinen es einfach nicht immer gut mit dir. Viel besser ist es, sich an echte Menschen zu wenden, an Familie, Freunde, Partner. 

Also quasi: Weniger online, mehr echte Verbindungen?

Nils: Genau. Und auch akzeptieren, dass es unterschiedliche Meinungen gibt. Das ist ein wichtiger Punkt. 

Eine starke Botschaft. Ihr sprecht damit auch offen über mentale Gesundheit.

Nils: Auf jeden Fall. Und wir betonen auch, dass es absolut in Ordnung ist, sich professionelle Hilfe zu holen. Das tut niemandem weh, ganz im Gegenteil. Die meisten Therapeuten sind superlieb, und es kann wirklich helfen, Dinge klarer zu sehen.

Das hat ja sogar Brad Pitt angeblich mal gesagt, die Welt wäre besser, wenn jeder einen Therapeuten hätte.

Nils: (lacht) Ja, da ist was dran. Menschen brauchen oft einen Therapeuten, weil andere keine Therapie in Anspruch nehmen. Genau deshalb verhalten sich viele häufig so, dass andere hinterher Unterstützung oder Hilfe brauchen.

Schön gesagt. Zum Abschluss: Wie geht es bei euch musikalisch weiter? Kommt bald ein neues Album oder eine Tour?

Nils: Ein ganzes Album ist erstmal nicht geplant, aber die neue Single wird Teil einer kommenden EP sein. Wir sind aktuell mitten im Booking-Prozess. Eine Tour steht noch nicht fest, aber wir hoffen natürlich, dass sich da was ergibt. Im nächsten Jahr sind wir auf jeden Fall wieder auf einigen Festivals unterwegs.

Klingt spannend. Wir sehen uns wieder. Vielen Dank für eure Zeit. 

Mehr zur Band Corbian findet ihr in den Socials:

Redakteurin beim Paranoyd Magazin. Spezialisiert auf Interviews & Reviews, verbindet Literaturstudium mit Leidenschaft fürs Schreiben.

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