Musik entsteht oft aus der Notwendigkeit, Emotionen in Klang zu übersetzen – bei MONSTRUM ist es die rohe Mischung aus Wut, Hoffnungslosigkeit und dem Drang, innere Dunkelheit zu entladen.
Im Sommer 2024 gründeten Heiko Schütt und Timo Hahn in Norddeutschland die Band. Zwei alte Freunde, deren frühere Projekte bereits in der Szene verklungen waren, fanden im Old-School-Death-Metal nicht nur ihre gemeinsame Leidenschaft, sondern auch ein Ventil, um ihre persönlichen Abgründe kraftvoll und kompromisslos in Sound zu gießen. Die Existenz von MONSTRUM ist eng mit der persönlichen Geschichte von Sänger Heiko verbunden, der viele Texte während seines Kampfes gegen den Krebs schrieb.
Anstatt in Pathos oder Selbstmitleid zu verfallen, wählt er eine nüchterne, fast schon unerschrockene Sprache, die das Thema Sterblichkeit frontal adressiert. Das Ergebnis ist das Werk „Mental Demolition“ – eine Demo, das durch seine Authentizität und seine kompromisslose Direktheit mehr Substanz bietet als so manche professionelle Studioproduktion.
MONSTRUM: Klänge zwischen Schmerz und Verarbeitung
Reviews sollen ehrlich bleiben: Demos verdienen jede Unterstützung, damit sich daraus auch mehr entwickeln kann. Doch braucht das Ganze auch konstruktive Kritik, wo sie angebracht ist. ‚Impending Misery‘ eröffnet zwar mit einer düsteren, bedrückenden Stimmung, wirkt aber für mich mehr wie eine lose Geräuschcollage, die sich nicht ganz in das Gesamtbild einfügt.
Ändern tut sich das Ganze aber danach: ‚Beyond The Stars‘ entfaltet sofort die volle Stärke des Demos und liefert groovigen, melodischen Death Metal mit klarer Göteborg-Schlagseite – kraftvoll wie GATES OF ISHTAR, atmosphärisch wie DISSECTION, aber ohne deren nordische Flair. Heiko Schütts Stimme pendelt zwischen purer Wut, wahnsinnigen Schreien und kehligem Krätzen, was dem Song eine rohe, bedrohliche Intensität gibt. In Textzeilen wie „This life’s not in vain. No fool and no slave“ blitzt dabei sogar ein Funken Trotz und Selbstermächtigung durch. Hoffnung, die sich jedoch unweigerlich im allgegenwärtigen Schmerz bricht.
Die Leadgitarre prescht sich im Mix oft stark nach vorne, was auf Dauer etwas ermüdend wirkt. An mancher Stelle fehlt einfach dieser Angriff mit voller Wucht, dieser tiefe Gitarrensound, der mit Wucht in den Körper hämmert. Das bleibt wohl ein klarer Nachteil eines Duos. Auch ‚Mental Decay‘ könnte etwas mehr Fundament vertragen – der Bass, ebenfalls von Schütt eingespielt, ist zu weit im Hintergrund, sodass man ihn leider nicht genug vernehmen kann. Sobald aber das Tempo anzieht, entfaltet der Song seine ganze Energie und macht dabei ordentlich Laune. ‚Torn By Disease‘ ist der kompromissloseste Moment auf dem Demo – musikalisch sowie auch textlich.
Es geht um Themen wie Krebs, Angst, Verfall und Tod. Ohne jeglichen Hoffnungsschimmer. Schütt schreit alles aus sich heraus: „No grace, no peace. Torn by disease“, härter und ehrlicher als jeder Text, den man sich hätte ausdenken können, eben weil es aus dem eigenen Leben kommt. Musikalisch ist der Song ein dreieinhalbminütiger emotionaler Schlag, voll von schnellen Rhythmen und giftigen Riffs, die Erinnerungen an die frühen Werke von DEATH wecken.
„Terror Unearthed“ gräbt noch tiefer in den inneren Abgründen: alte Traumata, Panikattacken, der völlige Verlust jeglicher Kontrolle. Die Musik wirkt düster, schleifend und von roher Gewalt geprägt – wie ein schwerer Brocken, der sich langsam über den Hörer schiebt. Die Lyrics sind dabei kein oberflächliches Gore-Massaker, sondern dringen tief ins Persönliche, wie auch „Torn by Disease“ eindrücklich zeigt: „Dying slow / as the tumors grow / no grace, no peace / torn by disease“. Zeilen wie „You want to scream, your voice is gone. A human being reduced to none“ treffen mitten ins Mark. „Terror Unearthed“ steigert das Tempo zu einem echten Highspeed-Track, in dem schwedische Death-Metal-Einflüsse hörbar werden.
Besonders die groovigen Passagen erinnern stark an Skandinavien und DISMEMBER. ‚Drawn To The Dark‘ ist ein zermürbender Abgesang auf falsche Hoffnungen und die unbarmherzige Präsenz der Depression: „I can’t run from my demons, I keep them within“. Langsam legt sich der Song wie ein schwerer Schleier über die Welt, bis die tiefen, fast doomigen Riffs alles mitreißen, einfach pure, kalte, pochende Verzweiflung.
„Mental Decay“ wirkt wie ein Tagebuch, das langsam in den eigenen Gedanken verrottet, und Worte wie „Life in hell till your final day“ treffen mitten ins Herz: rohe Realität, keine Horrorfantasie.

