Mit „Schwert aus Holz“ wagen die Donots einen Schritt, den viele Punkrock-Bands im Laufe ihrer Karriere irgendwann ausprobieren: das eigene Werk in ein akustisches Gewand zu kleiden. Doch wer hier eine bloße „Unplugged“-Übung erwartet, wird überrascht. Die Platte ist kein laues Nebenprodukt, sondern ein sorgfältig arrangiertes Album, das zeigt, wie vielseitig die Band aus Ibbenbüren nach fast drei Jahrzehnten noch immer ist.
Die Songauswahl der Donots umfasst eine Mischung aus alten Klassikern und jüngeren Stücken. Bekannte Hymnen wie „Stop the Clocks“ oder „Wake the Dogs“ bekommen durch die reduzierten Instrumente eine neue emotionale Tiefe, ohne ihre Energie einzubüßen. Wo früher verzerrte Gitarren dominierten, tragen nun warme Akustikgitarren, Streicher und mehrstimmiger Gesang die Songs. Und plötzlich stehen die Texte viel stärker im Vordergrund.
Außerdem sind auf der Platte „Schwert aus Holz viele namhafte“ Weggefährten mit von der Partie. Neben Campino ist beispielsweise Chuck Ragan beim Song „Dead Man Walking“ zu hören und es gibt mit „Out in the Cold“ sogar einen tollen neuen Song, bei dem Kuddel von den Toten Hosen das Gitarrensolo beigesteuert hat.
Leider gibt es neben den „Highs“ auf der Platte mit „Calling“ leider auch ein „Low“. Während der Song in seiner Originalversion bis heute den wohl größten Ohrwurm der Bandgeschichte darstellt, ist die neue Version mit seinem neuen Beat bedauerlicherweise etwas ins Wasser gefallen. Eine wundervolle Melodie, die durch eine nicht ganz so schöne ersetzt wurde.
Besonders bemerkenswert allerdings ist, dass das Album nicht einfach „leise“ klingt, sondern eine ganz eigene Dynamik entfaltet. Die Donots nutzen die akustische Form nicht als Bremse, sondern als Gelegenheit, andere Klangfarben einzubauen: hier mal eine Mandoline, dort ein Piano, und immer wieder diese mehrstimmigen Chöre, die fast schon folkig wirken. Dadurch entsteht eine Mischung aus Intimität und Wucht, die dem Titel „Schwer aus Holz“ gerecht wird. Akustisch, aber alles andere als leichtgewichtig.
Inhaltlich bleiben die Donots sich treu: es geht um Zusammenhalt, Haltung, und das laute „Wir“, das die Band seit Jahren verkörpert. Nur klingt dieses „Wir“ diesmal etwas wärmer, reifer und näher am Lagerfeuer als an der Stadionbühne.


