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Review: ARTEFUCKT – Ethik (VÖ: 13.10.2023, Metallville Records)

Artefuckt Ethik

Mit ihrem vierten Studioalbum „Ethik“ schlagen ARTEFUCKT ein neues Kapitel in ihrer Bandgeschichte auf. Nach ManifestStigma und Gemini präsentieren die Rheinberger Musiker ein Werk, das nicht nur musikalisch überzeugt, sondern auch eine zutiefst persönliche Dimension erhält.

Die Entstehungsgeschichte war von einem schweren Schicksalsschlag überschattet: Der unerwartete Tod ihres Schlagzeugers Uli Anfang des Jahres legte die Arbeit an der Platte zunächst auf Eis. Doch die Band entschied sich, weiterzumachen – nicht zuletzt, um Uli ein musikalisches Denkmal zu setzen. Ab Juni wurde die Produktion wieder aufgenommen, die Drums übernahm schließlich Martin Winde. Herausgekommen ist ein 16-Track-starkes Album (inklusive Intro und Bonustrack), das zwischen Trauerbewältigung, Lebensfreude, Wut und Hoffnung pendelt und genau deshalb so authentisch wirkt.

Ein Einstieg voller Aufbruch

Das kurze, atmosphärische Intro öffnet die Türen zu einer Reise, die mehr ist als nur ein weiteres Deutschrock-Album. Schon mit dem darauffolgenden Song „Der erste Schritt“ wird klar, wohin die Reise geht: ein Aufruf, nach vorne zu blicken, mutig zu sein und den Neuanfang zu wagen. Die Gitarren brennen sofort einprägsam, die Vocals tragen eine Mischung aus Wut und Entschlossenheit in sich. Man spürt, dass ARTEFUCKT hier nicht einfach Musik machen, sondern eine Haltung transportieren.

Lebensdrang und Feierkultur

Der Song „Lauf“ ist ein weiteres starkes Statement. Treibend, rhythmisch, mitreißend – ein Stück, das daran erinnert, dass das Leben viel zu kurz ist, um stillzustehen. „Lauf, solange du kannst“ wird zum Mantra, zu einer Aufforderung, die man beim Hören fast körperlich spürt. „Lasst uns“ schlägt eine ähnliche Kerbe, feiert jedoch stärker die Freude am Hier und Jetzt. Es ist ein Song, der sich auf Konzerten zweifellos zu einer kollektiven Hymne entwickeln wird. „Feiert die Feste, wie sie fallen“ – einfacher kann man Lebenslust nicht auf den Punkt bringen.

Mit „Kalifornien“ öffnet die Band klanglich und textlich einen weiteren Horizont. Trockene Drums, fette Riffs und ein Text, der Fernweh weckt. Hier mischt sich Sehnsucht nach Freiheit mit der romantischen Vorstellung, unter goldener Sonne und weitem Himmel zu leben. Ein Song, der fast nach Roadtrip schreit.

Erinnerungen, Verlust und Freundschaft

Besonders intensiv wird es mit „Alles was war“. Hier geht es um Erinnerungen, um das Verweilen in Vergangenem, das trotz aller Melancholie Teil der eigenen Identität bleibt. Noch berührender wirkt „Abendmahl“, ein Stück, das im Gedenken an Uli entstand. Geschrieben nach seiner Beisetzung, ist es ein Lied voller Wehmut und Liebe. Es bündelt Schmerz, Freundschaft und Dankbarkeit – ein Song, der weit über die Fanbase hinaus Menschen bewegen dürfte, die selbst einmal einen geliebten Menschen verloren haben.

Auch die Ballade „Himmelszelt“ greift diese Thematik auf. Getragen von zarten Pianoklängen, zeichnet der Song das Bild eines Menschen, der gegangen ist und vielleicht als neuer Stern am Firmament weiterlebt. Ein leiser, aber ungemein starker Schlusspunkt des regulären Albums.

Wut, Haltung und Widerstand

Natürlich zeigt „Ethik“ nicht nur die melancholische Seite der Band. Mit „Gegen den Rest“ liefern ARTEFUCKT eine kraftvolle Hymne auf Zusammenhalt, Widerstand und das „Wir gegen alle“-Gefühl, das im Deutschrock traditionell verankert ist. Ebenfalls unmissverständlich ist „Leck mich!“ – ein Stück voller Trotz und Selbstbewusstsein, eine klare Ansage gegen Neid, Missgunst und Gerede. Direkt, ehrlich, auf den Punkt.

„Kosmos“ wiederum richtet sich an alle, die ihren eigenen Weg gehen, ohne sich von äußeren Meinungen beirren zu lassen. Diese Haltung, sich nicht anpassen zu wollen, zieht sich wie ein roter Faden durch das Album und macht es gleichzeitig so nahbar für die Fans.

Liebe, Nähe und Zerbrechlichkeit

Doch ARTEFUCKT können auch anders. Mit „An deiner Seite“ präsentieren sie ein Liebeslied im besten Sinne – nicht kitschig, sondern ehrlich und stark. Ein Song über das gegenseitige Auffangen, über Treue und Verlässlichkeit. Genau hier beweist die Band, dass sie mehr kann als nur Härte und Pathos.

„Wir waren jung“ knüpft daran an, allerdings mit einer Prise Nostalgie. Es ist ein Rückblick auf unbeschwerte Zeiten, wilde Jugendtage und die Freiheit, die man vielleicht erst erkennt, wenn sie vorbei ist. Ein Song zum Mitfühlen und Mitsingen, besonders für jene, die selbst auf ein bewegtes Leben zurückschauen.

Überraschung am Ende: „Stop War“

Als Bonustrack wartet die größte Überraschung: „Stop War“, erstmals auf Englisch gesungen. Sänger André beweist, dass seine markante, raue Stimme auch in einer anderen Sprache funktioniert. Inhaltlich braucht der Song keine Erklärung – die Botschaft gegen Krieg und Gewalt ist klar und universell. Damit setzen ARTEFUCKT ein politisches Statement, das weit über die Deutschrock-Szene hinaus Bedeutung trägt.

Produktion und Sound

Musikalisch bleibt die Band ihrem Stil treu: druckvolle Gitarren, treibende Rhythmen, hymnische Refrains und eine Produktion, die den Songs den nötigen Wumms verleiht. Gleichzeitig haben ARTEFUCKT ihren Sound weiterentwickelt, klingen reifer und differenzierter, ohne ihre kantige Handschrift zu verlieren. Besonders die Balance zwischen Härte und Gefühl gelingt auf „Ethik“ eindrucksvoll.

Fazit

Mit „Ethik“ liefern ARTEFUCKT ein Album, das nicht nur musikalisch überzeugt, sondern auch durch seine emotionale Tiefe berührt. Es ist ein Werk, das den verstorbenen Schlagzeuger Uli ehrt, gleichzeitig aber voller Lebenslust steckt. Zwischen Wut, Trauer, Liebe und Kampfgeist spiegelt die Platte das wider, was Musik im Kern ausmacht: Geschichten, die das Leben schreibt.

Fans von Deutschrock werden dieses Album lieben, denn es vereint Hymnen für die Bühne mit Balladen fürs Herz. Und auch wer ARTEFUCKT bisher nicht auf dem Radar hatte, findet hier einen authentischen Einstieg. „Ethik“ ist nicht nur ein weiterer Meilenstein der Band, sondern auch ein starkes Statement, dass Musik immer dann am besten funktioniert, wenn sie ehrlich, mutig und voller Gefühl ist.

Lisa

Mehr zu Artefuckt gibt’s hier:

Inhaltsverzeichnis

Lisa bringt ihre Leidenschaft in Reviews ein und stärkt mit ihrem Social-Media-Management auf Facebook die Community des Paranoyd Magazins.

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