Mit „Drei“ melden sich WILLKUER also „kraftvoll“ zurück – Versprochen wird ehrlicher Deutscher Rock mit Haltung, Herz und neuem Tiefgang. Doch was genau steckt hinter diesen wohlklingenden Versprechen? Vielleicht mehr als bloße Phrasen – oder eben genau das. Zeit, genauer hinzuhören.
Seit 2007 arbeitet sich die süddeutsche Band WILLKUER vom Coveract zum festen Bestandteil der regionalen deutschen Rockmusik vor. Das aktuelle Line-up um Sänger Moritz Hermle liefert vor allem live eine überzeugende Performance ab – authentisch, bodenständig und mit viel Herzblut.
Die deutsche Rockband WILLKUER machte 2018 mit eigenen Songs erstmals öffentlich auf sich aufmerksam – nach zahlreichen erfolgreichen Konzerten. Seitdem stehen die Musiker für energiegeladene Rockmusik aus Deutschland, die kraftvolle Gitarrenriffs mit gesellschaftskritischen Texten und klarer Haltung verbindet. Auch wenn die Band anfangs stilistisch vertraute Wege ging, überzeugt sie mit authentischem Sound und ehrlicher Botschaft.
Eine besondere Note erhält die Geschichte von WILLKUER durch Gitarrist Julian Kuder, der einen plötzlichen Herzstillstand überlebte und seinen Weg zurück auf die Bühne fand. Dieses bewegende Ereignis steht sinnbildlich für den Mut und das Durchhaltevermögen, das die Band auszeichnet.
Mit ihrem Debütalbum „Willkuer“ (2021) gelang der Band ein Überraschungserfolg: Platz 11 in den deutschen Albumcharts und ein druckvoller Sound, der sowohl musikalisch als auch inhaltlich klare Kante zeigte. Der Nachfolger „Willkuer II“ (2023) setzte thematisch stärker auf Selbstreflexion und Zuversicht, blieb aber dem bewährten Stil treu – ohne große musikalische Experimente.
WILLKUER haben sich als fester Bestandteil der deutschen Rockszene etabliert – mit Songs, die berühren, aufrütteln und Haltung beweisen.
Das dritte Album „Drei“, welches im Juni 2025 veröffentlicht wird, habe ich mir nun vorgenommen, um zu sehen, ob WILLKUER an ihrem Sound festhalten, oder ob „Drei“ vielleicht sogar ein stilechter Neuanfang wird.
Der Opener „Adrenalin“ startet kraftvoll mit einem mitreißenden Riff und einem eingängigen Refrain, der das „innere Feuer“ thematisiert „Adrenalin – das ist eure Medizin.“ Ein gelungener Auftakt, der Lust auf mehr macht.
„Die Party ist vorbei“ eröffnet mit einem kraftvollen Gitarrenriff und den obligatorischen „Ooohoo“-Chören. Doch hinter dem energetischen Auftakt verbirgt sich ein überraschend nachdenklicher Kern: textlich schlägt der Song beinahe melancholische Töne an und reflektiert das Auf und Ab des Lebens. Einer der ungestümsten und gleichzeitig tiefgründigeren Tracks des Albums – roh, ehrlich und mitreißend.
„Arschloch mit Herz“ ist eine Liebeserklärung an den unberechenbaren Antihelden. Man möchte ihnen am liebsten die Tür vor der Nase zuschlagen – und ertappt sich im nächsten Moment dabei, wie man sie doch wieder hereinbittet. Die Rede ist von jenen charmanten Chaoten, die mit ihrer derben Art anecken, aber nie ganz loslassen. „Arschloch mit Herz“, erzählt mit augenzwinkerndem Humor die Geschichte eines rauen Gesellen, der hinter seinem ungehobelten Auftreten immer wieder überraschend viel Wärme zeigt. Kleine Gesten, große Wirkung – und ehe man sich versieht, hat man ihn doch irgendwie liebgewonnen.
Mit „Alles hat seinen Preis“ liefern die Schwaben einen sozialkritischen Song, der unter die Haut geht.
Die Band greift ein hochaktuelles und ernstes Thema auf, das – je nach persönlicher Weltanschauung – unterschiedlich interpretiert werden kann. Im Kern geht es um die Herausforderungen und Missstände unserer heutigen Gesellschaft. Eine starke Botschaft, die zum Nachdenken anregt – und bei jedem Hörer individuell nachhallt.
„Ein Mann, ein Wort“ ist ein ruhiger Titel, der vergessene Tugenden thematisiert. Früher war es fast selbstverständlich, dass ein gesprochenes Wort oder ein ehrlicher Handschlag genügten, um Vertrauen zu schaffen. Heute hingegen sind solche Werte leider selten geworden – oft sogar ganz verloren gegangen.
„Lieb mich“ präsentiert sich als selbstverliebter Genre-Grenzgänger im XXL-Format – doch hinter der glänzenden Fassade steckt mehr Kalkül als Substanz. Der Song schwankt zwischen überzogenem Narzissmus und einer fast schon aufgesetzten Glitzer-Attitüde, die eher an Superstar-Klischees als an echte Persönlichkeit erinnert. Zwar feiert er das ICH in all seiner absurden Pracht, wirkt dabei aber oft mehr wie eine Pose als eine authentische Aussage. Für Hörer, die sich gern selbst feiern oder zumindest so tun, mag das funktionieren. Doch der provokante Charme ist dabei nicht ganz überzeugend, und die Größenwahn-Attitüde bleibt stellenweise aufgesetzt. „Lieb mich“ fordert auf, sich selbst zu lieben – doch der Song hinterlässt eher einen zwiespältigen Eindruck als echtes Gefühl.
Für die sonst eher gemäßigten Sounds von WILLKUER ist der nächste Song überraschend kraftvoll. Das markante Einstiegsriff lässt kurz vermuten, die Band hätte sich dem Metalcore zugewandt – doch schnell kehren sie zu ihrem bekannten Stil zurück, nur mit deutlich mehr Energie und Dynamik als sonst.
WILLKUER setzen bei „Sag’s mir ins Gesicht“ auf klare Ansagen und noch klarere Gitarrenriffs. Der Song will Mut zur offenen Konfrontation einfordern – denn versteckter Hass und feige Angriffe sind natürlich das Übel der Stunde.
Ob das jetzt wirklich so neu oder überraschend ist, sei mal dahingestellt. Aber die Band macht daraus ein kraftvolles Rock-Stück, das sich nichts schenkt und geradeaus sagt, was viele nur denken. Für Fans, die auf deutschsprachigen Rock mit viel Power und Haltung stehen, ist der Track auf jeden Fall ein Statement. Ob man die direkte Attacke wirklich so sehr braucht, wie der Song sie fordert, bleibt jedem selbst überlassen.
„Zusammen gegen die Welt“ ist wieder so ein typisch deutscher Rocksong, der von Zusammenhalt, Mut und Stärke erzählt. Ich glaube, der wird live richtig gut abgehen und das Publikum mitreißen. Schönes Ding würde ich sagen!
Auch der nächste Song „Alles oder nichts“ versprüht natürlich diese unverwechselbare Live-Magie, bei der man sofort glaubt, mitten im Stadion zu stehen – zumindest im eigenen Kopf. Die Instrumente sind so kraftvoll, dass man fast denkt, man müsste sich anschnallen, und der Rhythmus bringt selbst den faulsten Couch-Potato zum Mitwippen – oder zumindest zum gelegentlichen Fußwippen. Zugegeben, die Melodie kennt man schon aus zig anderen Songs, aber hey, wer braucht schon Originalität, wenn man Stimmung machen kann? Mit seinen eingängigen Hooks und dem dynamischen Arrangement könnte Alles oder nichts tatsächlich der heimliche Star jeder Setlist werden – jedenfalls wenn man das Publikum mit Standardkost glücklich machen will. Am Ende überzeugt der Song durch eine charmante Mischung aus Authentizität und dem unschlagbaren Potenzial, und wird live zumindest einige Köpfe zum Nicken zu bringen.
„Irgendwas ist immer“ beschreibt diesen einen Typen, der nie den Mund hält – aber wenn’s drauf ankommt, ist er plötzlich weg. Ein ironischer Song über jemanden, den wir alle schon mal kennengelernt haben: große Klappe, null Einsatz. Immer Ausreden, nie Taten. Zwischen nervigem Dauergerede und ernüchternder Abwesenheit entsteht ein bittersüßer Track, der mit einem Augenzwinkern aufzeigt, wie anstrengend solche Menschen sein können – und wie oft sie uns begegnen.
Mit „Heimathafen“ erreichen wir den Abschluss dieses Albums – und Moment mal, diesen Einstieg kenne ich doch! Ein augenzwinkernder Gruß vom Neckar an den Rhein nach Düsseldorf. Für mich ist das ganz klar der stärkste Song der Platte: voller Energie, mit großzügigem Spielraum für eigene Interpretationen. Jeder kann sich darin auf seine Weise wiederfinden. Denn: „Schiffe werden nicht für den Hafen gebaut.“
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