Lacuna Coil sind seit mehr als zwei Jahrzehnten eine feste Größe in der Metal-Szene. Mit ihrem Mix aus Gothic Metal, Alternative Rock und einer ordentlichen Portion Düsternis haben sie sich weltweit eine treue Fangemeinde erspielt. Die explosive Dualität der Stimmen von Cristina Scabbia und Andrea Ferro ist ihr Markenzeichen und sorgt für ordentlich Wucht. Doch schafft es ihr neues Album Sleepless Empire, diesen Status nicht nur zu halten, sondern auch mal ordentlich zu erschüttern?
Lacuna Coil und ihr düsterer Start
Bereits der Opener The Siege macht deutlich, dass Lacuna Coil ihrer Linie treu bleiben. Die düstere Grundstimmung, gepaart mit melancholischen Elementen, setzt den Ton für das Album. Mit Oxygen folgt ein deutlich härterer Track, der moderne Metal-Einflüsse zeigt und mit kraftvollen Shouts aufwartet. Die Balance zwischen Aggressivität und Melancholie bleibt dabei erhalten. Gravity beginnt ruhiger und entfaltet nach und nach eine spannende Dynamik mit interessanten Breaks und druckvollen Passagen.
Features bringen Abwechslung, aber keine Revolution
Ein Highlight ist Hosting The Shadow, ein Feature mit Randy Blythe von Lamb of God. Auch In The Mean Time mit Ash Costello von New Years Day bringt eine interessante Nuance ins Spiel, bleibt aber eher im soliden Mittelfeld. Die Features sorgen insgesamt für willkommene Abwechslung, retten das Album aber nicht vor seiner Vorhersehbarkeit. Auch wenn die Kombination aus weiblichem Gesang und brachialen Growls allen Songs eine zusätzliche und spannende Dimension verleiht und den Wiedererkennungswert der Band unterstreicht, bleiben die Songs doch insgesamt in einem vertrauten Muster gefangen.
Zwischen moderner Gesellschaftskritik
Textlich prangern Lacuna Coil die Schnelllebigkeit des modernen Lebens an, kritisieren den ständigen Informations-Overkill und schreien nach einer verdammten Pause-Taste. Die Produktion? Glasklar. Die Instrumentierung? Drückend. Die Gitarren? Schön bissig. Das Schlagzeug? Ein einziger Tritt in den Magen. Der Wechsel zwischen Cristina Scabbias klarem Gesang und Andrea Ferros rauen Vocals? Funktioniert, wie gewohnt. Und trotzdem fehlt der zündende Funke. Never Dawn sorgt immerhin für einen starken, atmosphärischen Abschluss und hinterlässt durchaus Eindruck. Aber mal ehrlich: Sleepless Empire ist solide, keine Frage. Doch irgendwie fehlt der Aha-Moment, die große Überraschung. Trotz aller Stärken bleibt das Album letztlich etwas zu berechenbar.
Ein starkes Album, aber …
Die düstere Atmosphäre ist durchweg vorhanden, die Songs sind sauber und liefern genau das, was man von Lacuna Coil erwartet. Die Weiterentwicklung der Band ist auch spürbar, aber es gibt wenig, das wirklich aus der Masse heraussticht. Es fehlen die unerwarteten Wendungen, diese kleinen Schockwellen, die ein Album unvergesslich machen. Klar, Fans werden hier auf ihre Kosten kommen, aber wer nach echten Neuerungen sucht, wird nicht unbedingt fündig. Sleepless Empire ist gut gemacht, es ist ein solides und durchaus spannendes Album, das die gewohnte Qualität liefert. Jedoch ohne große Akzente zu setzen, die wirklich im Gedächtnis haften bleiben.
Veröffentlichungsdatum: Freitag, 14. Februar 2025
Paranoyd Magazin Point-Check: 7 von 10
Tracklist:
1. The Siege
2. Oxygen
3. Scarecrow
4. Gravity
5. I Wish You Were Dead
6. Hosting The Shadow (feat. Randy Blythe of Lamb Of God)
7. In Nomine Patris
8. Sleepless Empire
9. Sleep Paralysis
10. In The Mean Time (feat. Ash Costello of New Years Day)
11. Never Dawn
Mehr zur Band Lacuna Coil findet ihr in den Socials.
- Pop Evil: „What Remains“ – Hart, düster, kompromisslos - März 17, 2025
- Enfys – „Eskalation“: Metalcore trifft Party-Vibes - März 14, 2025
- Watch Me Rise: A Decade Full of Setbacks and Mistakes - März 5, 2025