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Klanggewalt der Seele: Heisskalts musikalisches Meisterwerk „Vom Tun und Lassen“

Heisskalt Vom Tun Und Lassen – Albumreview – Paranoyd Magazin Marc Blessing

HEISSKALT ist eine deutsche Postcore-Band, die 2010 in Sindelfingen/Böblingen von den Musikern und Freunden Mathias Lucas, Marius und Phillip gegründet wurde. Im Juni 2011 veröffentlichten sie ihre erste EP “Heisskalt”. Im Jahr 2013 folgte ihre zweite EP „Mit Liebe gebraut“, die auf 5000 Stück limitiert war.

Am 21. März 2014 erschien ihr Debütalbum Vom Stehen und Fallen, das auf Platz 29 der deutschen Charts einstieg. 2016 folgte das zweite Album Vom Wissen und Wollen. Im Mai 2018 veröffentlichte die Band ihr drittes Album Idylle in Eigenregie.

Danach folgte eine längere Pause bis Ende 2024. Doch nun sind HEISSKALT mit neuem Material und neuer Bassistin wieder zurück.

Aber erstmal zurück in den Dezember 2024. Ich kannte die Band, die noch dazu aus derselben Ecke kommt wie ich, bis dahin überhaupt nicht. Das sollte sich am 22.12.24 ändern, als ich einen spontanen Anruf bekam, ob ich nicht heute Abend HEISSKALT für das LKA-Longhorn fotografieren könnte. Mein Magazin-Kollege Benjamin Uhle war auch vor Ort und hat den Abend HIER zusammengefasst. Ich war sehr beeindruckt von dem, was ich an diesem Abend gehört habe. Ich habe schon lange keine so tiefe und ehrliche Musik mehr genossen.

Wie klingt das neue HEISSKALT-Album mit dem, wie ich finde, passenden Titel Vom Tun und Lassen?

Heisskalt vom Tun und lassen

1. Alle Zeit 05:31
2. Vampire 04:13
3. Lehnen im Licht 03:56
4. Wasser, Luft und Licht 02:51
5. Sommer 03:33
6. Dieses Gefühl 04:49
7. Vom Schlimmsten 02:55
8. Mit Worten und Granaten 04:19
9. Heim 05:32
10. Teilchen 05:44


Schon das erste Lied Alle Zeit geht unter die Haut und lässt erahnen, was uns in den folgenden rund 40 Minuten erwartet. Ein melancholisches Feuerwerk, das im Refrain „Alles ist gut, ich hör dir zu, ich kann dich sehen, ich lass dich in Ruh’, Lass alles los, nimm alle Zeit und wenn du mich suchst, dann bin ich bereit“ wohl sagen möchte, dass man auch mal loslassen muss und Menschen die Zeit geben soll, die sie brauchen, aber trotzdem im Hintergrund für die Person da ist. Ein starker Titel, der immer wieder zum Nachdenken und Interpretieren anregt.

Vampire ist ein Song, der bereits erschienen ist, und ja, einer der ganz starken Songs auf dem Album. Das Echo der Gitarre lässt mich hier ein wenig an U2 oder auch John Mayer denken. Der Text selber hat eine tiefe Message: „Ist es wirklich so, wie du sagst? Manchmal fliehen wir vor der Wahrheit wie Vampire vor dem Tag. Ist es wirklich, oder ist es ein Traum? Kannst du mir dabei in die Augen schauen?“ Wir alle kennen solche Situationen, wo wir nicht so recht wissen, was der richtige Weg ist, und uns dann lieber selbst belügen.

Lehnen im Licht ist eine schnellere Nummer und ein gesellschaftskritischer Song, der uns bewusst machen soll, wie gut es uns geht und dass wir das allzu gerne vergessen. Perfekt dazu, kommt der Song Wasser, Luft und Licht, der ebenfalls auf kritische Dinge wie die Vereinsamung in der Gesellschaft eingeht. Auch eine der schnelleren Nummern auf dem sonst doch eher düster gehaltenen Album.

Der erste „Mitgröhl-Song“ auf dem Album ist ganz klar Sommer. Rotzige Gitarren und ein paar ooohooo und ahhaaa haben noch keinem Album geschadet. Der Song hat sicher ein großes Mitsingpotenzial bei den kommenden Konzerten, fällt aber sonst eher aus dem Rahmen.

Nach drei schnelleren Nummern wird es mit Dieses Gefühl wieder deutlich nachdenklicher und ruhiger. Manchmal muss man einfach seinem Gefühl folgen. Es gibt nicht immer ein Richtig oder Falsch. Wichtig ist nur, dass man sich selber treu bleibt.

Heisskalt Paul Ambrusch
Credit Paul Ambrusch

Der nächste Song Vom Schlimmsten zielt ganz klar auf die aktuelle Situation in der Welt oder auch in Deutschland ab. „Es ist so leicht, die Panik immer weiterzuverbreiten, so schnell zu überzeugen, so verliebt darin, zu streiten„. In einer von Polemik zerfressenen Welt nimmt mich dieser Song fast schon unerwartet richtig mit, obwohl er keine besonderen Höhen oder Tiefen hat.

Ganz im Gegenteil dazu, ballert Mit Worten und Granaten ebenso unerwartet, im besten Post-Hardcore-Style los und ist klar der brachialste Song auf diesem Album, mit einem so unglaublich guten Mittelteil, den man für sich immer wieder anhören könnte, weil er einen so mit nimmt. Die Dramatik des Textes und die Lautstärke des Gesangs gehen hier gut vier Minuten lang Hand in Hand. Vielleicht auch damit der stärkste Song des Albums.

Heim ist ebenfalls schon als Single erschienen und auch einer der Songs, die bei mir in der Heavy Rotation gelandet sind. Wieder ein sehr nachdenklicher Song, den man wie viele Heisskalt-Songs für sich selber interpretieren muss. Musikalisch einer der Songs, die mich am meisten nachdenklich gemacht haben. Geht es hier um eine verlorene Liebe oder einen geliebten Menschen, den man verloren hat, oder doch um etwas ganz anderes?

Ist es der Versuch, das Leben zu begreifen, über das Warum und wieso? Teilchen beschreibt die Geburt und das Leben. Der Song bleibt rhythmisch und baut sich immer weiter auf, ein toller Abschluss des Albums ist der Song allemal.

Fazit:

Ein wahnsinnig tolles Werk von HEISSKALT ! Wer auf wirklich tiefgründigen, melancholischen deutschen Post-Hardcore, gepaart mit klingenden Gitarren steht, hat hier seine Band gefunden! Heisskalt machen da weiter, wo sie 2018 aufgehört haben, und legen bei fast jedem Song noch eine gefühlte Schippe Gänsehaut obendrauf! Für mich derzeit die beste deutschsprachige Band in diesem Genre.

Paranoyd Magazin – Point-Check: 9,8 von 10 Punkten

Marc

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