Mit breiter Brust stehen BODY COUNT aus Los Angeles, USA hinter ihrer neuesten Platte „Merciless“. Die Musiker um Frontman Ice-T haben wirklich ein kompromiss- und erbarmungsloses Werk geschaffen, dass ihren Stellenwert im Rap-Metal noch weiter untermauert.
Seit ihrem Debut „Cop Killer“ 1991 ist die Band vor allem inhaltlich sehr umstritten. Moment… Raptexte aus den 90er, die vielen vor allem in Hinblick auf bestimmte Autoritäten aufstoßen… Gab’s da nicht schon mal eine Crew? Man könnte sich weit aus dem Fenster lehnen und BODY COUNT als die N.W.A des Metal bezeichnen. Am 22.11.2024 erscheint das neue Werk der Rap-Metaler. Und das facettenreicher denn je!
„Merciless“ umfasst insgesamt 12 Tracks, wenn man das Intro mitrechnet. Opener ist der Titelsong der Scheibe. Vor allem die ältere Generation wird sich nach dem kurzen Drumintro denken: Hey, das Banding in den Gitarren, das kommt mir bekannt vor! Ja, tatsächlich haben sich die Herren am Klassiker „Iron Man“, der Väter des Heavy Metal bedient! Black Sabbath zählt unter anderem zu einem wichtigen Einfluss der Band und das wird in diesem Track sehr deutlich.
Allgemein schwimmt die Scheibe zwischen 90er Jahre Rap, verspielten Gitarrenlicks, Hardcore und klassischen Metal-Riffs. Eine Kombination, die in Verbindung mit der richtig starken Produktion vom Mann, der auch schon für THE GHOST INSIDE die Regler bedient hat, richtig gut funktioniert!
„Purge“ startet mit einem düsteren Synthie-Intro und geht dann direkt in einen schönen treibenden Uptime-Riff, der direkt eine weitere Inspirationsquelle durchklingen lässt: SLAYER. Die puristisch gehaltenen Strophen-Riffs bieten viel Platz für Ice-T´s Vocals. Im letzten Drittel geht der Song in einen klassischen Hardcore-Riff über, bei dem man den Twostep im Publikum schon vor Augen hat. Mit halligen Gangshouts endet der abwechslungsreiche Song.
Mit einem Lamb-of-God-artigen Riff startet „Psychopath“. In perfektem Headbang-Tempo lädt der Mainriff mit „Psychopath“-Rufen zum Mähne schütteln ein. Die Strophe ist wieder in Hardcore-Twostep-Manier gehalten. Macht richtig Spaß! Nach der zweiten Strophe dann plötzlich eine, in diesem Bandkontext unbekannte Stimme. In einem groovigen Halftime-Part mischt Joe Bad von FIT FOR AN AUTOPSY den Laden nochmal schön auf, bevor es in den finalen Refrain geht.
Wenn „Democrips and Bloodpublicans“ die Hookline eines Songs mit dem Titel „Fuck what you heard“ ist, dürfte die politische Unzufriedenheit mit recht wenigen Worten geklärt sein. Dass Politik beziehungsweise die Unzufriedenheit darüber seit jeher ein Thema bei BODY COUNT ist, dürfte klar sein. Hier merkt man aber ganz deutlich, dass die Message nicht mehr mit der Brechstange ausgeteilt wird, sondern lyrisch etwas geschickter und schöner verpackt wird.
„Live Forever“ fällt für mich durch den komplett überraschenden Clean-Gesang auf dieser Platte völlig aus dem Rahmen. Zeigt aber eine weitere musikalische Finesse der Band.
Hatte ich etwas von weniger Brechstange gesagt? Okay, streicht das! „Do or die“ rückt das Image der „Copkiller“ wieder zurecht. Wenn im Refrain synchron zur Snare-Schlägen Gewehrschüsse ertönen, ist die Badboy-Attitude wieder hergestellt.
Ist das nicht…? Nee…? Doch…! Pink Floyd! Krass! Dieses Album ist an Überraschungen kaum zu überbieten. Mitten auf einem Gangsta-Rap-Metal-Album erblüht wie aus dem Nichts eine Version von „Comfortably Numb“ von PINK FLOYD. Und der BODY COUNT-Vibe steht dem Song erstaunlich gut! Das fand wohl auch David Gilmore, der Original-Gitarrist, der über den gesamten Song ein Gitarrensolo legt.
Mit sägendem Gitarrenriff startet der Halftimer „Lying MF“. Wofür „MF“ steht, ist spätestens nach dem ersten Refrain klar. Der Song hat keine großen Wow-Momente, lädt aber durch das groovende Halftime-Tempo zum Kopfnicken ein.
„Drug Lords“ spielt wieder mit Half- und Uptimeparts, was den Song sehr kurzweilig macht. Das Riffing erinnert wieder an ältere Metal-Einflüsse der Band. Durch die Rap-Einlagen aber mit modernem Anstrich. Eben BODY COUNT – Back to the roots!
Mit verspielter Gitarrenmelodie im Refrain bietet „World War“ wieder einen Kontrast! In der Strophe werden die Vocals stellenweise nur von Drums und Bass begleitet, was die Lyrics mehr in den Fokus rückt. Im letzten Part des Songs wird der ansonsten im Midtempo gehaltene Song mit groovigem Halftime-Refrain zum Ende gebracht.
Mit leichten funky Beats gepaart mit Gitarrenriffs startet der letzte Song „Mic Contract“. Das Tempo reißt mit, harmonisch ist der Song allerdings nicht übermäßig spannend. Als Abschluss hätte ich mir tatsächlich etwas Anderes gewünscht.
Fazit:
Mit „Merciless“ liefern BODY COUNT eine abwechslungsreiche Platte, die an vielen Stellen musikalisch überrascht! Trotzdem sind die Songs sofort als BODY COUNT identifizierbar! Sie bleiben ihrem Style absolut treu und sind energiegeladen wie eh und je! Einmal mehr verteidigen sie damit ihre Position im Genre! Die Scheibe hat Höhen und Tiefen aber der Gesamteindruck hinterlässt ein Kopfnicken und ein leicht fieses Grinsen. Ich würde ja sagen: „Fans von … hört mal rein, es lohnt sich!“ Aber da gibt es nichts, was ernsthaft vergleichbar wäre.
Was ich aber sagen kann ist: Wer etwas für Musik übrig hat, die bei kritischen Themen kein Blatt vor den Mund nimmt, wer eigentlich auf US-Rap steht, aber sich vor seinen Kumpels nie getraut hat, zuzugeben, dass er auch auf Hardcore steht oder wer wissen möchte, wie es klingt, wenn N.W.A, Black Sabbath, Slayer und Lamb of God zusammen jammen, dann sollte man sich dieses Album und BODY COUNT allgemein mal genauer anschauen. Peace Out! *micdrop*
Paranoyd Magazin – Point-Check:
7/10
Benjamin Uhle
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