Eine neue Musik zu erschaffen, ist in unserer Zeit fast unmöglich. Alles war schon irgendwie da. Manche Bands wagen es aber, verschiedene, vermeintlich konträre Stile, zu vereinen. Im Bereich des Rock und Metal wird seit den 90ern gerne mit Hip-Hop gekreuzt. Auf diesen Zug sprangen 2017 auch Fever 333 mit ihrer Debüt-EP „Made an America“ auf, schaffen es innerhalb dieses Genres aber trotzdem einen eigenen Stil zu kreieren. Mehr als bei anderen Vertretern dieser Zunft sind reine Hip-Hop Tracks prägend für die Alben von Fever 333.
Jason Aalon Butler, der Frontmann der Band, glänzt dabei durch sehr variable Vocals. Seit ihrer Debüt-EP „Made an America“ im Jahr 2017 gewinnt die Band immer mehr Fans auf der ganzen Welt. Nachdem sie 2018 für den Titeltrack einen Award gewonnen hatten, legten sie 2019 direkt ihr erstes Album nach. „STRENGTH IN NUMB333RS“ bescherte der Band dann endgültigen Bekanntheitsgrad in der Szene. Seit 2019 spielte das Quartett mit Drummer Thomas Pridgen, Gitarrist Brandon Davis und Bassist April Kae viele Konzerte, veröffentlichten aber kein neues Album.
Im Jahr 2024 dann endlich ein Vorgeschmack auf das neue Album: Die Band veröffentlicht die Singles „New West Order“, „And Higher Power“ und „Ready Rock“. Kurze Zeit später folgt die Ankündigung zum neuen Album „DARKER WHITE“. Das Album verspricht eine „klangliche und soziale Erfahrung“. Warum das Album eine klangliche Erfahrung bietet, werde ich in diesem Review noch ausführen. Warum aber „sozial“? Warum „Darker White“? Wie der Titel schon verrät, geht es um Gegensätze, um Zerrissenheit. Falsch oder richtig? Dunkel oder hell? Gut oder schlecht. Diese Zerrissenheit spiegelt sich definitiv in dem Spagat zwischen verschiedenen Genres wider, den Fever 333 wagt. Für eine Rockband im weitesten Sinne, ist es eher ungewöhnlich, ein Album mit einem Elektro/ Hip Hop-Track zu beginnen.
Genregrenzen überschreiten, das können Fever 333!
Mit NEW WEST ORDER startet die wilde Fahrt über die Genregrenzen. Auch wenn der Beat treibend daherkommt, wirkt der Track eher wie ein Intro, zu dem, was da noch kommt. Die Rap-Parts von Frontman Jason haben einen guten Flow und viel Varianz in der Stimme.
HIGHER POWER erinnert direkt vom Charakter, der Stimmung und dem Phrasing an eine wohlbekannte Band des Crossover-Genres, die mit gereckter Faust ihre Wut über soziale Missstände rausschreien. Es groovt, der Sound kracht und ist trotzdem ausgewogen. In den Strophen gibt es immer wieder ein kurzes Luftholen, das verleiht dem Song etwas Dynamik in der ersten Hälfte. Der sonst sehr straighte Song wird in der zweiten Hälfte von zwei Halftime-Parts aufgebrochen, die direkt für ein Kopfnicken sorgen. Ein gelungener Auftakt.
Der dritte Song fällt wieder völlig aus dem Rahmen. Bei BULL AND A BULLET musste ich im ersten Moment beim triolischen Beat an Manson denken. Aber auch das funktioniert mit Sprechgesang! Fast tänzerisch schafft der Song eine Symbiose aus Rap, dezenten Gitarren, stampfenden Beats und Synthies.
NO HOSTAGES hat durch oktavierte Gitarrenriffs wieder einen Rage-Flair. Die Strophe sind eher ruhiger gehalten, der Refrain bekommt durch die treibenden Drums und eine einprägsame Hookline schon fast Mitsingcharakter. Wie auch bei den anderen Songs wird die thematische Ausrichtung der Platte auch hier im Titel deutlich.
Bewegung in Nacken und Stimmbändern
Absoluten Mitsingcharakter hat SWING, der mit einem fast poppigen Refrain daherkommt. Gleichzeitig wird aber auch was für die Nackenmuskulatur getan. Im hinteren Drittel des Songs gibt’s einen schönen Breakdown zum Haare schütteln.
MURDERER ist im direkten Vergleich eher unscheinbar. Ruhige Strophen und ein sphärischer Refrain machen die Stimmung des Songs aus. Grooviger aber ähnlicher ruhig verhält es sich mit TOURIST.
NOSEBLEEDS nimmt in Richtung Gitarrenarbeit wieder Fahrt auf. Auf ein ruhiges Intro folgt eine Strophe mit coolem Beat zum Mitnicken und ein Refrain, der im Ohr bleibt.
Mit NEGLIGENCE folgt ein reiner Hip-Hop Track, der wie DESERT RAP und DOA bei mir keinen wirklich bleibenden Eindruck hinterlässt.
Mit PIN DROP folgt kurz vor dem Ende aber nochmal ein richtiger Kracher! Der Song fängt entspannt mit elektronischem Beat und geflüsterten Vocals an, steigert sich dann in einen härteren Beat mit Sprechgesang. Nach einem kurzen Break folgt ein krachender, stampfender, brachialer Refrain, der einen sofort mitnimmt! Weiter hinten wird das extrem ruhige Intro nochmal aufgenommen und wieder in den Refrain gesteigert, was dem Song eine überragende Dynamik verleiht.
Mit MOB MUSIC PT 2 endet das Album „DARKER WHITE“ mit allem, was die Band ausmacht. Groovige Beats, coole Vocals mit Wiedererkennungswert, ein Mix aus analogen und elektronischen Drums. Kurz um, eine gelungene Symbiose aus Hip-Hop- und Rockmusik.
FEVER 333 schaffen es immer noch, sich in einer Nische einen Platz zu erspielen, sich hier und da zu bedienen, aber trotzdem einen einzigartigen Sound und Stil zu kreieren. Auch wenn mich persönlich nicht alle Tracks dieser Scheibe abholen, ist es ein rundum gelungenes Album, auf das man sich freuen darf! Für alle Fans von Rage against the Machine, Prophets of Rage und Korn: Ihr werdet euch mit diesem Quartett und deren Album „DARKER WHITE“ musikalisch als auch textlich wohlfühlen.
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