Es ist das Intro des Jahres. Drei Minuten und sechsundzwanzig Sekunden lang hört man „Alone“, die erste Single von The Cure seit 16 Jahren, bevor die Stimme von Robert Smith erklingt. Das sind dreieinhalb Minuten voll sanfter, melancholischer Melodien, dunkler Akkorde und Synthie-Streichern, die auf denkbar schönste Weise aus der Zeit gefallen sind. Im Gegensatz zu allen, die das insgesamt fast siebenminütige Lied zum ersten Mal hören, wussten eingefleischte Fans schon, was sie erwartet. Denn auf ihrer Welttour 2022/23 spielte die Band schon fünf unveröffentlichte Songs, „Alone“ war immer der Opener. „Songs of a Lost World“ hieß die Tour, und genauso wird auch das neue Album heißen.
Wann genau aber dieses Album erscheinen würde, dazu gab es immer wieder verschiedene Aussagen. Die Arbeiten daran haben viel Zeit in Anspruch genommen, und lange konnte man den Gedanken gar nicht greifen, tatsächlich nochmal ins Studio zu gehen. „Ich glaube, es gab gar keinen offiziellen Start für dieses Album. Es ist immer irgendwie in mein Leben und wieder heraus gedriftet, für eine furchtbar lange Zeit“, sagt Robert Smith in einem Interview, das die Band auf ihrem Instagram-Profil veröffentlichte. „Ich bereue nur, dass ich es 2019 angekündigt habe. Das hätte ich nicht tun sollen, denn wir hatten gerade erst mit der kreativen Arbeit begonnen. Es gab mehrere Zeitpunkte, an denen ich dachte: Ich glaube, wir machen wirklich ein neues Album. Der Schlüssel ist immer, wenn ich genau weiß, was der erste und letzte Song eines Albums ist. Dann ist die Hälfte schon geschafft.“
“Where did it go?”
Eine kryptische Ankündigung folgte der Nächsten und dann, einen Tag vor dem erwarteten Termin, erscheint am 25. September unverhofft die erste Singleauskopplung „Alone“. Und noch bevor Robert Smith überhaupt anfängt zu singen, hab ich mich schon weg geträumt. Als dann bei 3:26 mit „This is the end of every song that we sing“ die erste Textzeile erklingt, weiß ich nicht ganz, ob mir vor Glück, vor Schreck, oder vor Herzschmerz Tränen in die Augen schießen. Da ist er endlich wieder. Und seine unverkennbare, offensichtlich niemals alternde Stimme fühlt sich an wie eine lang ersehnte, tröstende Umarmung. Oder anders: Der Text ist wirklich nicht erheiternd, und trotzdem wird mir warm ums Herz. Fortan läuft „Alone“ in Dauerschleife, und ich komme nicht umhin, den Zeitpunkt der Veröffentlichung zu bewundern.
Die dunklen Jahreszeiten stehen bevor und werfen ihre wachsenden Schatten voraus. Tage werden kürzer, Nächte länger. „Alone“ ist der perfekte Soundtrack für Herbstspaziergänge im tief stehenden Herbstsonnenlicht, über immerfeuchte Erde, durch raschelnde Blätterhaufen. Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen und die Vergänglichkeit, von der Robert Smith singt, geht mir bis ins Mark. „Where did it go?“, fragt er sich, und ist damit nicht allein.
Songs of a Lost World
The Cure, „Songs of a Lost World“, erscheint am 1. November 2024!
Acht Songs soll das Album enthalten, vorbestellen kann man es unter songsofalost.world.
Es wurde aufgenommen in den Rockfield Studios in Wales. Robert Smith entwarf das Konzept für den Einband selbst. Andy Vella, ein langjähriger Mitarbeiter der Band, kümmerte sich um Design und Gestaltung des Albums. Das Cover zeigt übrigens „Bagatelle“, eine Skulptur von Janes Pirnat aus dem Jahr 1975.
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