Wir können uns wohl alle noch ziemlich gut an das Jahr 2020 und den Ausbruch der Pandemie erinnern. Auch viele kreative Köpfe verfielen der Verzweiflung, andere konnten diese Auszeit für sich nutzen und haben sich andere Wirkungsstätten gesucht, um sich zu entfalten. Sebastian Ramstedt und Johan Bergebäck von der schwedischen Blackened Deathmetal Band NECROPHOBIC haben sich in dieser Zeit mit dem niederländischen Schlagzeuger Marco Prij, von der Thrashmetal Band CRYPTOSIS, zusammengetan, um IN APHELION zu gründen. Nach einigen Singles und einer Demo veröffentlichten sie 2021 dann die EP “Luciferian Age”, darauf folgte 2022 dann das gefeierte Debütalbum „Moribunt“ und der Einstieg von Tobias Cristiansson am Bass. Nun sind die Jungs, zwei Jahre später, mit ihrem Folgealbum “Reaperdawn” zurück, und wir hören uns das Ganze einmal gemeinsam an und finden heraus, wie sich IN APHELION seit ihrem Debüt entwickelt hat.
“Reaperdawn” zu Beginn schon deutlich schwärzer
Was zu Beginn direkt auffällt, während IN APHELION bei ihrem Debüt noch eher einen Deathmetal Ansatz hatten, frönen sie in ihrem Sophomor mehr der schwarzen Seite des Metal, dabei mit vielen melodischen Elementen. Der Opener “The Fields in Nadir” eröffnet stimmungsvoll mit einem cleanen Gitarrenpart und Singsang im Hintergrund. Dieser Singsang wird unterbrochen vom stürmischem Getrommel von den Drumsticks von Marco Prij und einem melodischen Riff, präsentiert von Gitarrist und Vocalist Sebastian Ramstedt. Die ersten keuchenden Laute dringen an mein Ohr, und bevor man richtig da ist, bricht auch schon ein höllisches Blastbeats Gewitter auf uns herab. Nun setzt Sebastians Stimme richtig ein und man merkt direkt, er klingt noch genau so, wenn nicht noch etwas grimmiger, als bei dem Debüt der Band. Eine starke Bassline, gespielt von Tobias Cristiansson, trägt durch den weiteren Verlauf, unterstützt von starken Instrumenten, einer Menge Atmosphäre und der brachialen Stimme von Sebastian. Ich bin gespannt auf den Rest von “Reaperdawn”.
Als Nächstes kommen wir zu “A Winter Moon’s Gleam“, einer der vor Album Release veröffentlichten Singles. Hauptsächlich wird die Musik hier von Rhythmus-Gitarrist Johan Bergebäck getragen. Er ist einer der schöneren oder eher gesagt melodischeren Tracks auf “Reaperdawn”. Die Arrangements und Lyrics sind es dann, die diesen Song in den schwarzen Abgrund aus Verlust und Trauer ziehen. Es scheint ein wenig so, als könnte man den Schleier lüften, der einen von denen trennt, die schon lange gegangen sind. Dazu könnt ihr euch auf YouTube auch das stimmungsvolle Video dazu ansehen. Auch hier möchte ich ein weiteres Mal den treibenden Bass von Tobias Cristiansson erwähnen, man kann ihn klar hören und genießen, ohne dass er zu viel ist, aber er rundet das Klangkonzept des Ganzen ab. Gegen Ende kann man ein tolles Solo hören, das sich im Hintergrund entfaltet und den Track wunderbar zu Ende bringt.
Ein weiteres, schon veröffentlichtes, Stück ist “When All Stellar Light Is Lost“. Dieser wurde, laut der Band selbst, als erster Song nach dem letzten Album geschrieben. Verzerrte Gitarrenklänge und ein aggressives und forderndes Schlagzeug schlagen einem schon zu Anfang mit voller Wucht ins Gesicht, hinzu kommen (natürlich) die rotzigen und zuweilen verachtenden Vocals vom Frontmann dazu. Hierzu gibt es auch ein Video, das ihr unbedingt sehen solltet, es löst Unbehagen aus, und bietet einen interessanten und brutalen Einblick zum kommenden Album. Dieser Up-Tempo Song mit den schweren Gitarren und der generellen, aggressiven Grundstimmung zelebriert für mich ganz gut den Oldschool Black-Metal, und entwickelt sich zu einem Favoriten nach mehrmaligem anhören.
“Reaperdawn”, ein chaotisches, aber aggressives Biest
Mit “The Darkening” sind wir bei der Hälfte von “Reaperdawn” angelangt und was man sagen kann, ist, dieser Release ist chaotisch (aber auf eine gute Weise), aggressiv und voller Power. Ein ordentliches Biest. Wie ist es mit “The Darkening”? Es ist ein finsterer Song, mit einer Menge eingängiger und spannender Parts. Die Breaks und eine ordentliche Portion Double-Bass hier und da bringen hier mehr Tiefe und Abwechslung rein. Thematisch beschäftigt man sich hier mit Krieg, jedenfalls von dem, was ich verstehe. Der ganze Track ist eine gewaltige Walze, die alles platt macht, was in ihrem Weg ist. Großartige Melodien treffen auf Dunkelheit und Abscheu. Der Titeltrack “Reaperdawn” ist eindeutig das schnellste Stück, aber auch das kürzeste. Diese knappen vier Minuten aber sind gefüllt mit einem Chorus, der dir ordentlich in den Arsch tritt und du dich dafür auch noch bedankst. Ich spüre hier auch an mehr als einer Ecke, einen ordentlichen Einfluss von MOTÖRHEAD, ihr auch? Ohne groß zu überlegen, bin ich der Meinung, der Titeltrack ist definitiv die stärkste Auskoppelung des Machwerkes. Besonders die Vocals sind hier so unglaublich fies, aber gleichzeitig auch catchy.
Beendet wird das ganze dann mit dem Closer “Aghori“. Das Echo zu Anfang klingt fast wie ein schlagendes Herz, das schafft direkt eine Spannung. Nach dem vorherigen Song können wir trotzdem durchatmen, denn ein cleaner Gitarren Part führt in den Song. Die unterschwellige Melodie wirkt verträumt und schwer, aber erst die keuchenden und langsamen Vocals machen das ganze bleischwer. Nach all der Energie und der Power eine überraschende und willkommene Abwechslung. Der Echoeffekt zieht sich durch den gesamten Track und passt als generelles Stilelement. Zur Mitte hin zieht das Tempo nochmals ordentlich an, man wird aus der Trance der ersten Klänge von “Aghori” gerissen, mit großen Melodien, die eine gewisse Sehnsucht versprühen. Es ist wie Ying und Yang, denn das dunkle und gefährliche kommt in Form von verzerrten Gitarren und unbehaglichen Vocals zurück. Der Closer hat alles für mich, was ein melodischer Black-Metal Song haben sollte. Lasst uns nun zum Fazit kommen.
Fazit:
“Reaperdawn” stellt sich als wirklich gutes Album heraus, der deutliche Sprung in die dunklen Gewässer des Schwarzmetals hat das Ganze nochmal eine Stufe höher gestellt. Ich habe nicht einmal alle Lieder behandelt, also stehen euch noch ein paar Überraschungen bevor. IN APHELION werden für diesen Release in jedem Fall mehr Aufmerksamkeit bekommen. Meiner Meinung nach gerechtfertigt. Das Album hat meine absolute Hörempfehlung und ich bin gespannt, was wir von der Band in Zukunft noch erwarten dürfen.
Das Album “Reaperdawn” erscheint heute am 09.08.2024 via Century Media Records. Bestellen könnt ihr das Album HIER!
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