Die Wacken Foundation ist eine gemeinnützige Stiftung, die sich vollständig der Förderung von Rock- und Metal-Musik widmet. Jede Künstlerin, jeder Künstler und jede Band aus der Metal-Szene kann von der Unterstützung der Wacken Foundation profitieren. Das gesamte Stiftungsvermögen wird ausschließlich zur Förderung von Künstlern dieser Musikrichtung verwendet.
Ich hatte die Gelegenheit, mit Arne Blaschke von der Wacken Foundation zu sprechen. Er gab mir spannende Einblicke in die Arbeit der Organisation und erzählte mir Details über ihre Mission und Aktivitäten.
Was ist die Wacken Foundation? Könntest du das kurz für alle zusammenfassen, die euch noch nicht kennen und jetzt nicht wissen, mit wem ich spreche?
Die Wacken Foundation ist eine Stiftung, die sich darauf konzentriert, Nachwuchsbands zu fördern und ihnen die Chance zu geben, ihre musikalischen Träume zu verwirklichen. Wir möchten jungen Bands den Zugang zur Musikindustrie erleichtern und das Interesse an Musik bei der jüngeren Generation wecken.
Was sind eure Hauptaufgaben? Du hast Nachwuchsförderung erwähnt. Wie sieht das konkret aus?
Es gibt zwei Hauptwege, wie wir fördern. Erstens, die klassische Bandförderung: Wenn du eine Band hast und ein Album aufnehmen möchtest, aber 4000 Euro dafür brauchst, kannst du bei uns einen Antrag stellen. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder du erhältst ein zinsloses Darlehen für ein Jahr oder eine Zuwendung, bei der du das Geld geschenkt bekommst.
Interessant. Ich habe tatsächlich eine Band. Meine Jungs heißen Untamed. Ist eine Rockband, für die ich Promoterin bin. Wenn wir ein Album aufnehmen möchten, aber uns die finanziellen Mittel fehlen, was genau müssen wir tun?
Du musst einen Antragsbogen von unserer Homepage herunterladen und einen kleinen Businessplan erstellen, in dem alle wichtigen Details aufgeführt sind. Dann schickst du diesen Antrag an uns. Unser Kuratorium, das aus vielen Experten der Musikindustrie besteht, darunter Doro Pesch, wird den Plan prüfen, darüber diskutieren und entscheiden, ob alles schlüssig und vernünftig ist. Wenn ja, bekommt ihr entweder die 4000 Euro als Zuwendung oder als zinsloses Darlehen, je nachdem, was ihr beantragt habt.
Besteht auch die Möglichkeit, dass ein Antrag abgelehnt wird?
Ja, es kann auch vorkommen, dass ein Antrag abgelehnt wird. Das passiert, wenn beispielsweise wichtige Informationen oder Zahlen fehlen. Das Kuratorium will sehen, dass die Bands sich wirklich Gedanken gemacht haben und genau wissen, was sie tun. Da alle Mitglieder des Kuratoriums aus der Musikbranche kommen, haben sie ein gutes Gespür dafür, was realistisch und sinnvoll ist und was nicht.
Gibt es bestimmte Richtlinien, die eine Band erfüllen muss, z.B. bereits veröffentlichte Singles oder Alben oder ein gewisses Maß an Bekanntheit?
Ich bin nicht direkt im Kuratorium tätig und habe wenig mit den Fördermaßnahmen zu tun. Der Antrag wird eingereicht und von unserem Kurator Enno geprüft, der ihn dann mit dem Kuratorium bespricht. Das Kuratorium gibt eine Empfehlung an den Vorstand weiter, der schließlich entscheidet. Wenn es grünes Licht gibt, erhalte ich eine E-Mail mit der Anweisung, die Mittel zu überweisen. Es gibt sicherlich Kriterien, nach denen die Band bewertet wird, wie ihre Aufstellung und Aktivitäten. Prinzipiell wollen wir jedoch auch ganz kleine Bands fördern, wenn sie Potenzial haben.
Ihr seid eine eingetragene gemeinnützige Stiftung. Wie viele Leute arbeiten aktiv bei euch mit? Habt ihr auch freiwillige Helfer? Könnte ich zum Beispiel sagen, dass ich gerne helfen möchte, aber nicht finanziell unterstützen kann?
Fest angestellt bin nur ich, der Rest arbeitet ehrenamtlich. Vom Vorstand bis zum Kuratorium, alle sind freiwillig dabei. Besonders während der Festivalsaison, wo wir viele Festivals unterstützen – nicht nur das große Wacken Open Air, sondern auch kleinere wie das Rock Hard Festival, die Kieler Woche oder das Dong Open Air – arbeiten wir viel mit Ehrenamtlichen zusammen. Diese unterstützen uns auf vielen Festivals in Deutschland und Europa, sogar in Norwegen. Freiwillige Helfer sind immer willkommen!
Du bist seit 2018 dabei. Erzähl mal etwas über dich. Bist du selbst in einer Band oder kommst du aus einem anderen Bereich der Musik? Wie bist du dazu gekommen?
Mein erstes Wacken-Festival war 1999, und seit 2011 arbeite ich bei der Wacken Foundation. 2018 fragte mich mein Vorgänger, ob ich Interesse hätte, seine Position zu übernehmen. Ich selbst bin kein Musiker, habe aber früher Konzerte veranstaltet.
Wenn ich also Probleme beim Booking habe, dann wärst du mein Mann? Dann könnte ich dich anrufen und sagen: Hey Arne, help me!
Direkt beim Booking sind wir als Stiftung nicht beteiligt, da wir keine Bands buchen. Aber ich kenne bestimmt jemanden, der dir helfen könnte, und könnte dich an die richtige Person weitervermitteln.
Gibt es ein Projekt, das besonders heraussticht oder das teuerste, das du seit deinem Beginn mitbekommen hast?
Unsere Höchstgrenze für Förderung liegt bei 5000 Euro pro Projekt. Wir fördern jährlich mit etwa 80.000 bis 100.000 Euro. Während der Corona-Zeit haben wir den Corona Rescue Fund eingerichtet, um auch Techniker und andere Crew-Mitglieder zu unterstützen. Das war ein besonderes Highlight für mich, weil es um schnelle und wichtige Hilfe ging.
Wie viele Bands fördert ihr im Jahr?
Das kann ich dir so direkt auch nicht beantworten. Bei 80.000 bis 100.000 Euro, lass es ca. 30 Bands sein. Wir sind tatsächlich eine relativ kleine Stiftung. Da gibt es andere, die größer sind. Bei denen ist es dann aber so, zumindest weiß ich das noch von früher, da war Metal nicht so gerne gesehen. Dann hieß es: “Das ist so eine brotlose Kunst.” Das sah man nicht so als förderwürdig an. Deswegen sind wir da anders und sagen, wir fördern explizit Rock und Metal.
Ich denke, das sagt man aber auch bei Rock, oder? Rock ist tot. Hört man ja manchmal.
Hört man so, aber für mich definitiv nicht.
Für mich auch nicht. Wir verstehen uns.
Der Schwerpunkt liegt bei uns aber tatsächlich eher auf Metal-Bands, aber ich sage dir ganz ehrlich, ich persönlich, ich unterscheide nicht zwischen Rock und Metal. Ich finde Rock und Metal liegt eng beieinander. Ohne das eine würde es das andere nicht geben. Aus dem Rock ist ja irgendwann der Metal entstanden.
So ist es, der Rock war zuerst da. Halten wir das fest. 🙂
Da machen wir uns nichts vor. Ich denke, die Grenzen sind aber tatsächlich fließend. Dazu kommt, dass viele Bands sich auch eine ganz eigene Kategorie für sich ausdenken: Wir sind eine Power-Full-Metal-Rockband, wie auch immer.
Nu Metal-Trash, Stoner Rock, Glamour Powerrock Pop-Band, wie wäre es damit?
Genau das. Ich unterscheide das in gute Musik und Musik, die mir nicht gefällt. Da ist mir das Genre egal. Ich kann einen Song von Miley Cyrus genauso gut finden wie einen Song von Darkthrone.
Gibt es eine Band, die von euch gefördert wurde und dann richtig durchgestartet ist?
Mir fällt jetzt keine Band ein, die durch unsere Förderung durch die Decke gegangen ist. Während der Corona-Zeit haben sich jedoch auch bekanntere Bands um Förderung beworben, was zeigt, dass Bekanntheit nicht gleich finanzieller Erfolg bedeutet.
Wie bei Social Media. Social Media kann da auch täuschen. Nur weil eine Band viele Follower hat, heißt das nicht, dass sie erfolgreich ist.
Genau. Vor allem durch Streaming wird es vielen Bands erschwert, Geld zu verdienen. Spotify und ähnliche Plattformen bieten kaum Einnahmen, sodass Bands auf Konzerte und Merchandise-Verkäufe angewiesen sind. Deshalb unterstützen wir auch kleinere Bands, damit sie live auftreten können. Unser Metal Battle ist zum Beispiel der weltweit größte Nachwuchswettbewerb im Bereich Metal und findet in über 70 Ländern statt. Auch bei Festivals wie “Rock das Ding” spielen Bands, die von uns gefördert wurden. Es ist wichtig, dass Bands die Möglichkeit haben, sich live zu präsentieren und zu spielen.
Arne, abschließend jetzt mal Butter bei die Fische. Was ist denn auf deiner persönlichen Playlist?
Momentan?
Ja, der Ist-Zustand. Momentaufnahme. Miley Cyrus mit Flowers. Gib’s zu. 🙂
Nein. 🙂 Es ist Casper. Ich bin in den letzten Jahren ein großer Casper-Fan geworden, das zeigt mir auch immer mein Spotify-Jahresrückblick. Und im Rock und Metal ist es schon immer Guns N’ Roses.
Oja. Liebe ich auch. Ich glaube, du würdest meine Untamed-Jungs mögen. Ich beschreibe sie gerne als eine Mischung aus Guns N’ Roses und einer Prise … Sum 41.
Okay, ich dachte, du sagst jetzt sowas wie Guns N’ Roses und eine Prise Black Metal.
Nein. 🙂 Es ist ganz klassischer Rock, den sie machen. In ein paar Songs noch etwas Sum 41 für den Touch Punk. Ich persönlich mag Punk nämlich sehr gerne. Es gibt einige sehr gute Punkrock-Bands. Sum 41 zählen dazu. Aber wie kommst du auf Black Metal?
Ich persönlich komme tatsächlich aus dem Black- und Death-Metal-Bereich, wenn es um Metal geht. Aber ich habe irgendwann festgestellt, es gibt so viele gute Bands, Musiker und Songs. Sich auf ein Genre zu versteifen, da sehe ich keinen Sinn drin. Man sollte immer über den Tellerrand hinausschauen.
Das sollte man nicht nur bei Musik, sondern auch im realen Leben, oder? Arne, ich danke dir für deine Zeit. War ein super Gespräch mit dir. Danke für eure großartige Arbeit und die Möglichkeiten, die ihr auch gerade jungen Bands anbietet.
Weitere Infos zur Wacken Foundation findet ihr in den Socials:
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- Enforced und ihr rauer Sound auf “A Leap Into The Dark” - Oktober 13, 2024
- Chiefland und ihre neue EP „Sentiment Valley” - Oktober 8, 2024